Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Kleines Schweizerchen. Kleiner Scherz. Grosse Sympathie

∞  22 September 2009, 19:12

Ein Aussenquartier von Berlin. In kurzen Abständen dröhnen die eisernen Ungetüme über die Dächer. Sie müssen gegenüber dem letzten Jahr die Flugpläne und -Routen zum bald still zu legenden Flughafen Tegel geändert haben. Neben meinem klapprigen Tischchen bemüht sich eine mehr braune als grüne Tuja mit zwei noch dünneren Geschwisterchen redlich, mir den Lärm von der Durchgangsstrasse zu dämmen. Der Rasenteppich sollte mal wieder “gekämmt” werden, aber das Geviert, abgegrenzt vors Lokal gequetscht, hat doch die Gemütlichkeit eines Gärtchens, und der Kellner, der sich vor mir breitschultrig aufgebaut hat, feixt mich mit einem offenen Lächeln im Gesicht an und notiert meine Bestellung. Die Neugier lässt ihn fast platzen.
“Bayer, wa?”
“Nein, Zürcher.”
Sein Grinsen wird noch breiter und eindeutig offener.
“Und Sie: Italiener?”
“Ja. Und ich bediene Sie trotzdem.”
“Bitte, wie?”
“Ja. Obwohl Euer Roger Federer Italien am Sonntag im Davis Cup caputt geschossen hat.”
“Ach so, das weiss ich ja noch gar nicht.”
BITTEEEE? Sie kennen Roger Federer nicht?”
“Aber ja doch.”
“Aber Sie interessieren sich nicht für Tennis?”
“Dooooch! Ich wusste nur nicht, wie das Spiel ausging. Für einen Schweizer ist Berlin eine grosse, andere Welt, da muss er sich auf die lokale Orientierung konzentrieren.”
“Ach so. Na, dann bleiben´S mal schön sitzen, sonst gehen Sie mir noch verloren. Toilette finden, ist übrigens ganz einfach.” Er deutet auf den Eingang: “Immer geradeaus. Pizza kommt sofort. Und Gratis-Birra auch. Für kleinen Scherz. Roger ist super.”
Na, und Du auch, denke ich dem Kellner hinterher. Ich liebe Berlin. Nicht nur der Berliner wegen. Aber der Menschen in Berlin wegen schon. Sehr sogar.