Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Kleiner Spaziergang ins Leben

∞  3 Oktober 2013, 21:05

Die Umstände sind, wie sie sind. Wie sie uns vorkommen und wir mit ihnen umgehen können, hängt von unserer Sichtweise ab. Wir machen mit unserer Stimmung die Farben.

Spaziergang am Wasser. Es ist Herbst, und so will ich den Stunden mit Sonnenschein fast immer das Prädikat “unverhofft” anhängen. Es ist frisch, nicht kühl, nicht warm, und ich richte meine Schritte stadtauswärts, dem Wasser entlang, das lautlos seinen eigenen Weg geht, wie vom Magnet gezogen.

Meine Schritte sind etwas schwer, die Gedanken hängen in den Kleidern, die Schultern habe ich eingezogen. Dann blicke ich auf den Kiesel vor mir, und dann auf den nächsten, und ich reihe bewusst positive Gedanken wie Perlen auf eine Kette. Was für ein schöner Tag, was für eine Stunde, was für ein ruhiges, geregeltes Leben, was für eine Partnerin, was für ein Umfeld, was für Ruhe. Ruhemöglichkeit. Ich freue mich diesmal auf die Herbst- und Wintertage, auf das leisere Tempo, das sie vorgeben werden.

Und ich habe alles in der eigenen Hand, um mich daran auszurichten. Und vor allem führe ich eine Partnernschaft, in der ich jederzeit eigene Zeit bekomme. Es ist einfach phantastisch, dass ich das ganz anders erleben darf, als es zuhause üblich war, und ich hoffe nur, dass Thinkabout’s Wife weiss, dass ich Ihr genau so begegnen will, wie sie mir das schenkt. Genug oft beteuern tue ich es ja. ich bin einfach dankbar, und ich hoffe, es zurück zu geben. Wie oft konnte ich doch zuhause spüren, dass Vater und Mutter die Gefangenen der Erwartungen des andern waren – die sie dann zu den eigenen machten. Was dem andern nicht gefällt, wurde selbst unterlassen. Wobei “nicht gefällt” sehr besitzergreifend tönt – und auch so gemeint war.

Wenn ich dann manchmal kurz meine Liebste beobachte, wie sie seit Stunden an ihrem Projekt sitzt, dann huscht ein Lächeln über mein Gesicht, weil ich ihre Konzentration fühle und ich sehe, dass sie ganz bei der Sache ist. Und es gibt nicht manche grössere Lust.

Ja. Ich mag ihr, mag uns jede Freude dieser Art gönnen – und wir sind uns nahe genug, um diese Freude zu fühlen und sie zu teilen.

Die Sonne wird vom hohen Grau des Abendlichts ganz langsam geschluckt, und ich wende mich frühzeitig um, eine Bank suchend. Eine Ruhebank. Jetzt mit freiem Kopf, hellen Gedanken und frohem Herzen.