Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Katastrophen! Katastrophen?

∞  9 Oktober 2013, 18:40

Fukushima? Absurd aufgeplatzte Gebäude? Männer in Crèpe-Papier-Anzügen, die hilflos mit Taschenlampen und einem Schraubenzieher vor Schalttafeln stehen? Schwammig unbeholfene Statements von wem auch immer? Haben Sie die Bilder noch präsent?

Alles ganz weit weg. In Deutschland kämpfen sie längst in neuen politischen Grabenkämpfen um ein bisschen mehr oder doch weniger Energiewende, und auf jeden Fall später als verkündet – und derweil hört man von neuen Stürmen, die auf Fukushima zukommen, von Brennstäben, die undicht gelagert werden und Kühlwasser, das Rückhaltebecken steigt, die eh schon lecken. Und wen, bitteschön, interessiert es wirklich?

Bei Beispielen wie diesen stehe ich immer wieder fasziniert bis ratlos vor der relativen Macht der Bilder: Wenn uns so etwas wie Fukushima auf die Bildschirme flattert, dann packt uns das wirklich, bis wir dieses “es” in uns an Erschrecken doch abstreifen, als würden wir einfach die Kleider wechseln.

Vielleicht ist es ja tatsächlich zuviel verlangt, dass wir angesichts eines solchen Ereignisses das Erschrecken wach behalten und es quasi hinüber beamen in unsere Welt, so dass es uns aufgegrüttelt hält und wir tatsächlich sagen können: Bei uns wollen wird das niemals haben! – und dann auch entsprechend handeln.

Doch wir haben einfach zuviel Steckdosen, Strom, der jederzeit verfügbar ist und den auch ich gedankenlos konsumiere. Und doch müssen wir uns sagen lassen:

Noch gibt es in ganz Europa, ja auf der ganzen Welt keinen einzigen Ort, an dem die Endlagerung von radioaktivem Abfall voran getrieben wird. Nirgends in der Schweiz oder in Deutschland ist ein solches Lager vorgesehen – die Planungen für die Schweiz sehen noch immer Szenarien von 40 und mehr Jahren vor (immerhin bewegen wir uns noch in diesen Fragen…).

Was also ist die minimale Quintessenz unseres Verhaltens? Wir müssten wenigstens dazu bereit sein, für das alles viel mehr zu bezahlen. Denn der scheinbar so billige Atomstrom ist nur deswegen “günstig”, weil alle diese Kosten für die “Entsorgung” mit keinem Cent in den Bilanzen stehen. Und wir müssten mit der sichtbaren Infastruktur für den Stromtansfer, also mit Stromtrassen etc. zu leben bereit sein – oder aber wir halten uns, wenn wir dazu nicht bereit sind, den Spiegel vor.

Nur, wer soll das machen, bevor die Natur irgendwann genug von uns hat?