Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Katastrophen, hausgemacht

∞  25 Mai 2013, 08:20

SMS zum Tag:

Versagt die Technik, ist es mit der Gelassenheit oft schneller vorbei, als wenn es gälte, sich einer wirklichen Katastrophe zu stellen.

Mein neues Smartphone kann fast alles. Nur das Telephonieren damit fällt manchmal schwer. Teilweise waren keine ausgehenden Telefonate möglich, und erreichen konnte man mich auch nicht. Bestenfalls schaltete sich direkt die Combox ein. Da ich geschäftlich die nächste Zeit viel unterwegs bin, dachte ich mir: Na super! Freitagmittag, ungelöstes Problem, bald Wochenende – und wie dann bitteschön den nächsten Wochenanfang bewältigen?
Wieder mal fluche ich dabei über das, worüber wir alle immer fluchen in solchen Fällen: Das schlechte Timing und das Phänomen, dass in so genannten Kundencentern auf Webseiten alles zu finden ist, nur nicht die richtige Telefonnummer für den technischen Support.

Nun, was soll ich sagen: Das Problem ist – wahrscheinlich – gelöst. Schlussendlich hatte ich eine sehr freundliche Dame an der Strippe, die sich kompetent durch den Dschungel bockiger SIM-Karten kämpfte, ohne dass ich kurz vor Ladenschluss noch in den Telekom-Shop hätte spurten müssen, um was auch immer neu oder als Ersatz einzufordern. Am Smartphone, das kein Handy sein wollte, liegt es auch nicht, so dass ich also mein Spielzeug weiter benützen und mich darin einarbeiten, äh verlieren kann.

Als Fazit bleibt: Ich habe ob des plötzlich auftauchenden “Problems” total die Übersicht verloren, das Hiflsbedürfnis meiner Frau im Garten, Zeitbedarf 10 Min., hintenan gestellt, stattdessen in der Hotline Däumchen gedreht, bis das Problem gelöst war. Das dauerte nicht 10 Minuten, sondern so lange, dass es mittlerweile zu regnen begonnen hatte und meine Beste also in die Röhre schaute, sprich ihre Arbeit nicht zu Ende führen konnte.

Hätte mein Smartphone halt ein wenig länger gezickt, wäre ich ein brauchbarer Hilfesteller und kein Fallensteller für das Gartenprojekt gewesen, das Problem mit dem Mobil-Knochen wäre eine (grosszügig gefühlte) halbe Stunde später gelöst worden – und ich hätte völlig souverän noch konstatieren können, dass mich in dieser ganzen Zeit kein Schwein sprechen wollte. Aber eben: Eine unvermittelt auftauchende kleine technische Hürde verursacht in zivilisatorisch pervertierten Menschenköpfen Adrenalinschübe, als ginge eben am Hang über eben diesen Köpfen ein Erdrutsch nieder. Oder fast. Denn das ist es ja wohl genau: Würde man sein Auge erst auf die wirklich gegenständlichen, realen Erfordernisse seines Alltags richten, so würde man den Garteneinsatz leisten, so lange es trocken ist, und danach um so trockener im Büro sitzen. Würde umgekehrt der Wind am Gerät rütteln und sich bis unters Dach aufplustern, so befände man sich schnell in der Lage, mit klarem Kopf mal schnell zu fragen: Was ist jetzt wirklich zu tun?

So lange wir uns unsere Katastrophen so leicht selber schaffen können, haben wir uns ganz offensichtlich zu wenig frische Luft gegönnt.