Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Jubel in den Alpen - Ein Event

∞  14 Januar 2012, 17:00

Die Schweizer Alpen. Vielleicht das tollste, von Kameras wirklich anschaulich darstellbare Panorama wird uns jeweils im Januar in die Stube gesendet: Die Lauberhornabfahrt in Wengen findet inmitten einer grandiosen Bergwelt statt.


Skirennen in Wengen. Lauberhorn-Abfahrt bei Kaiserwetter. Rot glänzende Jets der Patrouille Suisse am tiefblauben Himmel. Der Blick schweift über weit geschwungene Hügelzüge, majestätische Gipfel, über eine in Millionen Jahren geformte Kulisse. Der Mensch könnte klein und leise werden angesichts dieser Pracht, in der er als Einzelner sich unterzuordnen hat. Aber er ist in Festlaune, ist laut, und im Verband mit anderen ausgelassen, übermütig.

Die Helden meistern Kurvenradien bei unvorstellbaren Tempi, balancieren sich in einem der Physik scheinbar widerstehenden Gleichgewicht durch Extremsituationen – Leistungen nahe an der körperlichen Perfektion. Helikopter kreisen, ferngesteuerte Kameras fangen Panorama und Strecke in grossartigen Schwenks ein, über allem liegt das Kribbeln der Spannung und der Hall der Lautsprecher. Der Jubel brandet die Hänge hoch, die Menschen vergnügen sich und finden alles grossartig.

Jeder Einzelne erlebt Besonderes, alle finden es “einmalig” – und doch wollen sie in der Masse sein, muss das “Erlebnis Natur” mit dem “Event” verknüpft werden.

Längst wird die Natur nicht mehr entdeckt. Sie wird vermarktet. Und nie wird sie wieder so sein, wie sie war, bevor wir in sie eingefallen sind. Wir erobern diese Welt und verändern sie dabei. Wir streben nach dem immer Mehr. Mit immer tauber werdenen Sinnen suchen wir die neue, die nächste Emotion.

Dass uns ein einziger Wetterumschlag ins Tal treiben würde – wer mag daran denken, angesichts der Faszination menschlichen Erfindungsgeists, mit dem wir Berge erobern, in den Himmel fliegen und darüber hinaus.

Alles, was wir an eigenen Erfahrungen machen, würde darauf hindeuten: Die Gnade dieser Herrschaft ist nur geliehen.

Wir verwalten sie nicht. Unsere Antwort ist stattdessen immer die Frage nach Mehr. In allem und immer.