Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Internet - Das Alter kennt auch da vor allem Barrieren

∞  5 Januar 2014, 20:35

Es gibt wenig, das so traurig sein kann wie das persönliche Telefonbuch alter Menschen. Blättert man es durch, stösst man immer wieder auf durchgestrichene Einträge oder eindeutige Symbole, ein Kreuz hinter dem Namen, ein Diagonaler Strich mit dem Vermerk: gestorben am ….

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Das Altwerden macht auch deswegen einsam, weil man von sehr viel mehr Todefällen erfährt als von Geburten. Die persönliche Gesellschaft dünnt sich aus. Hinzu kommt die Scheu Vieler, sich wirklich bei Krankheit des andern noch um Kontakt zu bemühen. Oft ist da eine seltsame, manchmal auch ein wenig befremdlich anmutende Tendenz festzustellen, einen Kontakt einschläfern zu lassen, wenn auf der anderen Seite wenig mehr zu erwarten ist als das Klagen über die Gesundheit. Und damit hat man selbst genug zu tun…

Gleichzeitig wird die Energie knapper, die für den Erhalt der Kontakte vorhanden ist, die an sich Abwechslung bringen würden. Es wird eben alles viel mühsamer und dann mühseliger und dann weniger. Gerade eben habe ich auf mein Handy geschaut. Ich müsste es keinem alten Menschen erklären müssen – und schon gar nicht könnte ich allen Ernstes annehmen, er könne und solle das auch benutzen.

Das Internet, sagt man, hat ein grandioses Potential für alle Menschen, das Tor in die Welt zu sein und neue Kontakte zu erleichtern, jenseits der üblichen Schranken, die wir uns so gern und so dumm auferlegen. Aber, wenn wir es uns ehrlich eingestehen: Wieviel Internet und Computertechnologie ist denn alterstauglich? Wie früh im körperlichen und geistigen Energieschwund verschwindet gerade das Internet als Kontaktmittel aus dem Fokus der alten Menschen?

Wie viele Geräte gibt es, die wirklich alterstauglich sind? Wieviele Betriebssysteme sind darauf ausgerichtet, mit einem, zwei Clicks ein Mail zu öffnen und schreiben zu können? Wie viele Handys mit extra grossen Tasten gibt es wirklich? Und: Wieviel Achtsamkeit hat die Industrie und haben wir “normalen” Anwender für diese Anbindung mit der alternden Welt? Ich fürchte, wir kennen alle die Antwort… Und doch stelle ich mir dann manchmal hoffnungsfroh vor, dass es sie schon bald geben wird, diese Plätzchen, an denen ein Herr Senior vergnügt am Bildschirm Kontakt mit der Welt hält. Ein Herr Jedermann, meine ich…