Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Im Himmel beschlossene Verbindungen

∞  24 Juli 2013, 22:44

Manchmal frage ich mich, ob die Definitionen, mit der wir die Liebe zu charakterisieren versuchen, wohl viel unterschiedlicher sind, als wir uns bewusst sind. Es mag zwar sein, dass praktisch alle Menschen von den gleichen Liebesepen fasziniert sind – aber die Erfahrung, das eigene Gefühl, das Erleben – wie unterschiedlich mag es wohl sein?

Es tönt manchmal abgedroschen – und ist für Betroffene doch so sehr eine Katastrophe: “Er hat in seiner Kindheit nicht viel Liebe erfahren.” Mir scheint, dass dabei noch nicht mal die fehlende Ansprache für das Kind selbst, oder gar die Grobheit und Kälte ihm gegenüber das grösste Problem ist – es fehlt vor allem an Vor-Bildern. Liebe muss man auch vorgelebt bekommen. Wenn sich zwei Menschen für einander zu Brückenköpfen entwickeln, zu Türmen in der Brandung, wenn Verlass ist in Krisen und Güte in vielen kleinen Gesten des Alltags – dann stärkt sich ein Grundvertrauen.

Aber man kann nicht weitergeben, was man selbst nicht kennt und erfahren hat. Und viele Paare gehen eine Symbiose ein, die sie sich auch an den immer gleichen Ecken aufreiben lässt: Sie tun sich nicht gut, kommen aber nicht von einander los.

Und dann gibt es Verbindungen, die wunderbar harmonisch wirken, aber gar nichts vorspielen müssen: Gerade, dass es nicht ausgeschlossen ist, sich vorzustellen, dass auch dieses Paar unter sich Probleme haben kann, ist ein Teil der Ruhe, die sich überträgt: Man fühlt: Da kann nichts niemanden umhauen. Und dann kommt dieses Wort wieder: Hier geben sich Zwei Sicherheit. Sie ziehen keine prüfenden Plusminus-Bilanzen mehr, sie haben das hinter sich und wissen um die Anker, die des andern Wesen für einen bereit halten.

Es gibt einige Freundschaften,
die im Himmel beschlossen und
auf Erden vollzogen werden.

Matthias Claudius

Ich glaube, es gehört schlicht Glück dazu, auf den Menschen zu stossen, mit dem diese Verbindung möglich ist. Natürlich kann man sich so dumm anstellen, dieses Glück nicht zu sehen, aber DEN Menschen wirklich zu treffen, im richtigen Moment und im richtigen Alter – das ist Fügung.

Der beglückende Gedanke, dass diese Verbindung im Himmel beschlossen wurde, liegt sehr nahe.

Und der Rest, glaube ich, ist dann die edle Aufgabe, mit diesem Glück oder ein bisschen weniger Glück gut und liebevoll umzugehen. Die Übereinstimmungen hervorheben, das Unterschiedliche aushalten, ihm Raum geben, nachsehen können, ansehen gar…

Und: Liebe leben, Liebe erfahren, Liebe schenken, das ist Begegnung.
Das gilt nur für diese eine einzigartige Form einer Beziehung.