Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ich mag nicht zwitschern

∞  25 Juni 2007, 20:51

Sind Sie schon am Twittern? Das ist neudeutsch für Zwitschern. Und kein Schreibfehler. Es tut mir leid, dass ich Sie schon wieder mit was Neuem belästigen muss, kaum haben Sie begriffen, welchen Sinn es machen soll, ein öffentliches Tagebuch zu schreiben. Und wenn möglich auch noch zu kommentieren.
Tagebücher sind doch privat. Und wenn da drin steht:

Habe vor fünf Minuten in einem Joghurt gestochert und mich gewundert, dass da so wenige Fruchtstücke drin sind,

dann ist Ihnen das zwar auch schon so passiert, aber so richtig interessieren muss es Sie trotzdem nicht.

Das ultimative Momentangeschehen macht mann und frau aber längst nicht mehr mit einem Blog transparent, sondern eben mit twitter.com. Praktisch ist, dass man da auch nicht mehr rein schreiben “muss”, über was man sich allenfalls noch wundert, sondern nur, was man gerade macht.

Gerade ist dabei das wichtige Wort, mag es auch noch so krumm logisch und überhaupt uninteressant sein. Wichtig ist der Augenblick, oder was wir dafür halten.
Da schreibe ich dann eben wirklich rein:

Ich löffle gerade ein Joghurt.

Und damit ist es mir ernst. Und tatsächlich gibt es Leute, die das wissen wollen, die dann quasi in meinem Joghurtbecher mit dabei sind (ist ein Erklärungsversuch). Man erlebt ja sonst und selbst (auch) nichts. Und daraus wird dann eine Community.

Ich weiss nicht, ob sich die Gesellschaft schon einmal eindrücklicher bewiesen hat, dass sie nicht mal mehr gesellig ist, geschweige denn eine Gemeinschaft.

Es gibt Dinge und Phänomene, die werde ich nie verstehen. Und ich bin der festen Überzeugung, dass dies ein gutes Zeichen ist.


Bildquelle: gapingvoid.com

Der Artikel ist auch bei Readers Edition erschienen