Ich liebe Berlin. Tun das dessen Politiker auch?
Berlin ist eine tolle Stadt. Ich liebe sie sehr. Überall atmet Geschichte, die Quartiere ergänzen sich vielfältig, nichts bleibt museal, alles wird immer wieder jung, entwickelt sich. Und Berlin ist, für eine Welt- und Hauptstadt in mancher Beziehung vielerorts bezahlbar geblieben. Liegen darin auch die Unzulänglichkeiten unabwendbar mit begraben?
Berlin hat seinen Bürgermeister Wowi lieb und wollte ihn weiter haben. Wahrscheinlich spielt das auch keine Rolle, vielleicht kann keiner die Pannen so charmant überspielen wie Wowi. Im Gegensatz zum Ex-Kanzler Kohl braucht Klaus Wowereit dazu kein Übergewicht, sondern wirkt auch mit leicht gelichteter Föhnfrisur noch wie ein entspannter Überzeugungsaussitzer.
Berlin ächzt unter seiner Schuldenlast. Berlin ist im Grunde pleite. Berlin stinkt an mancher Ecke aus der Kanalisation. Berlin hat eine S-Bahn, deren Fahrpläne zu halbherzigen Absichtserklärungen verkommen sind. Und Berlin versucht, (s)einen neuen Flughafen zum Laufen zu bringen. Dabei wechseln sich die Meldungen über die verzögerte Inbetriebnahme mit solchen über weiter steigende Kosten ab. Berlin verschluckt sich an seinen Baugruben. Und das macht Probleme. Auch der Air Berlin. Die hat, wie man jetzt lesen kann im Juni wegen der kurzfristig abgesagten Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenburg 3 Mio Fluggäste weniger befördern können. Berlin ist das Drehkreuz der Fluggesellschaft. Andere Firmen werden profitieren von den immer neuen Auswüchsen – und alles unterliegt dem undurchsichtigen Spiel von Ursache und Wirkung, bei dem man sich fragt, wer eigentlich an welchen Fäden zieht? Irgendwann wird Klaus Wowereit einen bestimmten Faden durchschneiden: Das Lametta-Band an der feierlichen Eröffnung. Irgendwann. Und dann ist alles gut. Oder?