Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ich - als Konversationstölpel

∞  19 Juni 2012, 16:23

Ich hole einen Freund bei ihm zuhause ab, um gemeinsam mit ihm zum Sport zu fahren. Kaum steige ich auf dem Parkplatz aus, ruft mir dessen Frau vom Balkon aus zu, ich könne warten, Ihr Mann sei schon auf dem Weg zur Tür.

Wir verstehen uns zu viert, von Ehepaar zu Ehepaar genau so gut, wie die Männer untereinander, also ist es nie ein Problem, ein Gespräch anzufangen. Dennoch ist es geradezu absurd, wie ich die Konversation auf 20m Distanz von Parkplatz zu Balkon beginne. Ich frage doch tatsächlich:

Wie geht’s dir denn?

Ja, Herrschaft nochmal, was soll ich denn da anderes zur Antwort bekommen, als das übliche “gut, danke”, so auf der Bühne der ganzen Nachbarschaft? Bin ich denn von allen guten Geistern verlassen? Noch bevor meine Frage in der Nachmittagshitze verdampft, bin ich mir der platten Leere meiner Konversationseröffnung bewusst, ohne jede Chance, nochmals von vorn beginnen zu können. Dass das Gespräch dennoch schnell in Gang kommt und ich mehr als die platte Antwort, die meine Frage verdienen würde, herauslesen kann, ist schlicht der Gunst der Freundin zuzuschreiben, die scheinbar über meinem Pups steht, nicht nur, weil sie sich auf einem Balkon befindet.

Manchmal ist es schon schrecklich, wie absurd Gespräche eröffnet werden, nicht wahr? Dass sie dennoch eine Wende zu einem echten Austausch nehmen können, ist allerdings auch zu betonen – weil eine ungeschickte Frage immerhin ehrlich gemeint sein kann – und nicht bedeutet, dass nicht tatsächlich ein Interesse an der Person gegenüber bestehen würde. So kann eine geschickte, genau so ehrlich gemeinte Antwort alles zum Guten wenden und plötzlich ist man tatsächlich im Gespräch.

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