Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Hoi An - Ein Vietnam-Bilderbuch

∞  5 April 2009, 07:53

Wir verbringen zur Zeit zwei Ruhetage in einem Hotel ausserhalb von Hoi An.

Nicht schwer, sich vorzustellen, wer uns kennt, dass diese Ruhetage eher relativ bemessen sind. So geriet unser gestriger Ausflug in die Stadt zu einem gefuehlten Ganztages-Trip. Es ist nach wie vor sehr heiss, sobald die Sonne durch keine Wolken gebremst wird – und wir haben zur Zeit Kaiserwetter, oder eben eher Sklavenwetter, wie man’s eben sehen mag.

Hoi An ist eine touristische Hochburg Vietnams und beruehmt fuer die vielen pittoresken Laternen, die das Stadtbild nachts praegen. Daneben ist es auch das Zentrum der einheimischen Seidenweberei und liegt an einer Flussmuendung ins Meer. Damit sind so ziemlich alle Ingredienzien fuer einen Hotspot westlicher Touristen gegeben. Wer wie wir bisher schon laenger durchs Land gereist ist, und den Kopf noch voll von einigen Sujets hat, die er noch nicht auf dem Chip in der Kamera weiss – hier findet er sie bestimmt. Nicht irgendwo, sondern ueberall. Und das ist ein wenig mein Problem. Die Stadt lebt, sie hat Flair, aber sie lebt vor allem der Touristen wegen, und nirgends sonst haben sich die Einheimischen so konsequent auf die Besucher ausgerichtet wie hier. Zudem ist die Stadt uebersichtlich, selbst ich kann mich hier sehr gut orientieren, und so kann sich jedes Weissgesicht gefahrlos auf die abenteuerlichen Maerkte wagen (die gibt es hier zum Glueck auch).

Aber auch hier ist Vietnam, und die Clanhaeuser und Tempel sind sehr schoen, und zum Teil sogar sehr ruhig. Und die Kueche ist ausgezeichnet. Die Fuelle des Pittoresken, die Vielfalt des immer Aehnlichen, wenn auch irgendwie weiter Unglaublichen, ist einfach in komprimierter Form nicht dazu bestimmt, in meinen Kopf zu gelangen und da sogleich Wirkung zu entfalten. Das spare ich mir auf. Fuers Tagebuch, aber vor allem auch fuer die Nachbearbeitung. Und hier werden dann wieder die Bilder helfen.

Thinkabouts Wife hatte gestern das Zoom auf – und was soll ich sagen: Es hat Portraits dabei, auf deren Darstellung auf einem Screen ich kaum warten mag…

*

Dazu passt noch eine kleiner Exkurs zu unseren Fotoerfahrungen:

Fotografieren mit grossem Teleobjektiv:
Wenn man es sich leisten kann, den Kaufentscheid nicht nach dem Ego ausrichten. Fuer Personenfotografie ist nicht das groesste Tele das beste, sondern das unauffaelligste. Auf die Sonnenblende verzichten. Die verlaengert das Rohr vor der Brust naemlich um nochmals mindestens die Haelfte. Damit riskiert man manchmal Seitenlichtstreifen oder andere Belichtungsfehler oder -unstimmigkeiten, aber man faellt weniger auf und ist damit auch weniger Aergernis oder Fremdkoerper auf der Strasse. Und: Wenn man kann, sollte man es durchaus mal damit probieren, dass der Groessere, der in Asien eben auch mehr auffaellt, der Kleineren, die daneben weniger beachtet wird, das Tele ueberlaesst.
Und sonst gilt: Freude am Hobby haben, ein Foto nie zu verkrampft anstreben und sich immer, auch im letzten Moment, noch vom Menschen vor der Linse ueberraschen lassen. Sich nie im Kino waehnen, sondern im Leben sehen und damit niemanden vor der Linse zum Objekt degradieren. Und das beginnt schon bei der innerlichen Einstellung.
Der Doktor hat geschlossen.

Ihnen Allen einen schonen Tag oder eine gesegnete Nacht, wo immer Sie das lesen moegen.