Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Heute gibt es nur einen richtigen Sieger

∞  19 Mai 2012, 13:23

Wenn heute abend in München das Finale der Fussball-Champions-League angepfiffen wird, dieser gigantischen Geldmaschine des europäischen Clubfussballs, kann sich im Grunde jeder, der Fussball liebt, nur einen Sieger wünschen:

Den FC Bayern München.

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Und der Grund dafür liegt abseits des Rasens und muss doch jeden interessieren, der dieses Spiel liebt: Die Bayern sind der einzige Club der europäischen Elite, der es schafft, sich nicht nur aus dem Betrieb des Fussballgeschäfts zu refinanzieren, sondern dabei auch noch regelmässig Gewinn zu erwirtschaften. Es gibt keinen Mäzen und keine hilfreiche Hand, die Löcher stopfen muss. Investiert wird nur so weit, wie es die Vernunft zulässt. Das Ungleichgewicht zu anderen Vereinen entsteht nicht durch Mäzenatentum, sondern schlicht durch die Sogwirkung, die Tradition, Einzugsgebiet, Faszination und ein kompetentes Management bewirken. Der FC Bayern München ist eine gut funktionierende Firma und der einzige Verein, der die Bestrebungen des sog. Financial Fair Play nicht zu fürchten braucht. Im Gegenteil: Ulli Hoeness wünscht sich die Griffigkeit entsprechender Regeln, die bestimmen, dass ein Verein nur ausgeben soll, was er auch einnehmen kann, geradezu herbei, denn alle Gegner schaffen es nicht mal zu Bruchteilen, das Gleiche zu bewerkstelligen:

Chelsea ist vom Eigner Abramowitsch komplett abhängig, der bereits hunderte von Millionen Euro in Spieler investiert hat, die früher oder später für weniger oder kein Geld den Verein wieder verlassen.

Der FC Barcelona braucht regelmässig einen Präsidenten, der Beziehungen spielen lässt und Bilanzen ausgleicht – das genaue Minus ist nicht bekannt, aber es sind hunderte von Millionen Euro.

Und Real Madrid hat für lächerliches Geld vom Staat das Trainingsgelände “gekauft” und damit auf wundersame Weise ein Minus von einer halben Milliarde Euro geschönt – um bestimmt genau so weiter zu machen wie bis anhin.

So kann es einfach nicht weiter gehen, denn nach genau diesem Muster hangeln sich fast alle Profivereine nach einer Decke, die sie gar nie erreichen können. Erfolg ist im Grunde unbezahlbar. Es sei denn, der Club wird so gemanagt, wie sie es in München tun. Und immer getan haben. So was wächst nicht von heute auf morgen, so was muss in Fleisch und Blut übergehen, bis es zum eisernen Prinzip wird. Denn die Droge Fussball ist enorm stark und vermag jede Vernunft vom Rasen zu kicken.

Wenn wir also Fussball so wollen, wie er bezahlt werden kann, dann müssen wir uns heute abend wünschen, dass die Bayern gewinnen. Selbst wenn sie zwei Klassen schlechter spielen sollten als der FC Chelsea. “Der Bessere soll gewinnen”, sollte auch die Qualifikation des Managements mit einschliessen. Seit gestern. Und nicht ab irgendwann im Nirwana einer nie eintreffenden Zukunft.