Hape Kerkeling ist zum Glück schon lange wieder da
Ein Komiker gibt den Pilger. Ernsthaft. Und das kann man ihm auch noch abnehmen. Schön, lebt uns Hape Kerkeling vor, wie Spiritualität privat und doch allgemein spürbar wichtig und erfüllend in jedem Leben seinen Platz bekommen kann.
Heute bin ich mir wieder mal bewusst geworden, wie schnell die Zeit vergeht. Denn es ist schon mehr als ein Jahrzehnt her, als Hape Kerkeling zum Pilger und fünf Jahre danach zum Bestsellerautor wurde. Ich mag diesen Mann. Ich finde viele seiner Figuren schräg und längst nicht alle sympathisch. Aber ich finde, er schaut uns gut auf die Finger und hält uns den Spiegel vor. Und er nimmt sich nicht wichtiger als nötig, finde ich.
Am besten gefällt er mir als Hape Kerkeling, denn dann, im Talk oder z.B. in Lesungen im Dialog mit dem Publikum wird deutlich, wie intelligent dieser Mann ist – und wie viele Fragen er sich tatsächlich selber stellt, ohne sich dabei zu hoch zu hängen.
Auf die Frage aus dem Publikum, bei einer Lesung zum Pilgerweg nach Santiago wurde er gefragt, ob er sich nach diesem Erlebnis als erleuchtet betrachten würde? Das ist ihm viel zu hoch und zu prätentiös, aber die Bedeutung spiritueller Erfahrung will er für sich auch nicht verleugnen – und er ist auch bereit, darüber zu reden, ob er nun Komiker ist oder nicht. Und er macht das ganz wunderbar, wie ich finde, und ich denke, dass er auch deswegen so manche Menschen mit der Verarbeitung der Pilgerreise per Buch erreicht hat. Kerkeling beantwortet die Frage so:
Erleuchtet sei ein furchtbar grosses Wort. Aber ein bisschen erhellt fühle er sich schon.
Die Fernsehsendung bei RTL von der Lesung von Hape Kerkeling zu seinem Buch “Ich bin dann mal weg” kann auf YouTube immer noch angesehen werden. In 10-Minuten-Schnipseln, Teil 3. Und angehört natürlich auch. Beides, finde ich, lohnt sich sehr.
Teil 6