Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Hallelujah - das Leben bleibt lebenswert

∞  15 Dezember 2010, 23:40

Vor mir auf dem Tisch brennen drei Adventskerzen. Es weihnachtet in der ganzen Wohnung. Aber noch selten war mir so wenig danach, diesen Kreislauf selbst in Gang zu bringen: Geschenke, Karten, Wünsche.

Meine Besinnung verlangt nach Stille. Nach einem stärkeren Verbleiben bei mir selbst. Ich verweigere mich den Traditionen nicht. Aber ich lasse es bestimmt dieses Jahr ruhiger angehen. Ich halte es ein wenig wie mit der Grippe: Werde ich angesteckt, so soll es geschehen, und ich werde auch darin viel Schönes entdecken. Geschieht es nicht, so darf auch dies einmal sein: Ruhe. Ich hatte dieses Jahr ein paar gesundheitliche und geschäftliche Hürden, die zu überwinden waren, oder die ich ins neue Jahr tragen werde.

Was ich immer wusste, aber viele Jahre nicht so wirklich leibhaftig erfuhr:
Du gehst deinen Weg allein, du musst mit Dir selbst auskommen – und dafür braucht es Zeit. Damit ist auch Raum gemeint, die Freiheit, sich Auszeit, Nachdenkenszeit nehmen zu dürfen. Natürlich ist das sehr viel leichter, wenn es Wegkameraden gibt. Allen voran DIE Kameradin, die mich tagtäglich aushält, ja mehr, keinen anderen Wanderkameraden will als ausgerechnet mich.

Es ist ganz wunderbar, dass ich Freunde ins Neue Jahr mitnehmen darf, dass ich Begleiter habe. Wenn ich daran denke, wie leicht es geschehen kann, dass sie meiner Aufmerksamkeit entgleiten, dass sie einen Kummer mit sich allein austragen, dann wird mir das Herz schwer. Da ist es gut, zu erfahren, dass es einem selbst auch so gehen kann, und dass darin kein Grund liegt, irgend jemandem etwas nachzutragen. Wir alle sind zuallererst geprägt von dem, was uns heute oder spätestens morgen gerade im Weg steht. Jedes Hindernis, jede Beschwernis ist ein Lehrmeister, ein Schleifer und Trainer jenes Rüstzeugs, das uns die Gelassenheit nicht verlieren oder neu finden lässt, mit der wir eigenen Kummer bewältigen können.

Es ist wunderbar, Freunde zu haben. Sie sind der Grund, dass man mit keiner Krankheit einsam werden muss: Man hat die Krankheit allein, aber man wird damit nicht allein gelassen. Und urplötzlich merkst du: Du bist nicht nur Empfänger von Hilfe, Zuneigung, Empathie. Ganz offensichtlich bist Du auch Geber, Schenker. Du lebst ganz einfach. Jeden Tag. Vielleicht mit Kummer. Aber nie vergebens. Jetzt, wo sich mein Körper wohl vollständig erholt hat und der nächste Spitaltermin “weit” weg liegt, empfinde ich Dankbarkeit besonders ganzheitlich. Mein Gemüt ist empfindsam, bleibt wach und aufgeweckt in einem genesenen Körper. Es entdeckt seine Geborgenheit neu, und die eigene Seele darf beben, wenn sie atmet. Eigentlich hat sie es schon immer getan. Aber nun kullern die Tränen häufiger. Zum Beispiel wenn ich das Video sehe, das Sie Alle wohl schon gesehen haben, denn es wird in diesen Tagen von vielen Medien verlinkt, im Original hat es schon über 20 Mio Zuseher – und Zuschauer bei Youtube erreicht:




Mich berühren neben der genialen Musik vor allem die Reaktionen der Menschen, diese Berührung der Gemüter bei Sängern und Zuhörern, die sich zur Gemeinschaft zusammenschliessen.

Alles Liebe für alle Ihre Begegnungen – und für Ihr Ruhen bei sich selbst.