Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Genussmenschen? Marktteilnehmer, auf jeden Fall.

∞  30 September 2014, 23:19

Wir sitzen im Wohnzimmer und sehen uns “so nebenbei” eine dieser Koch-Ess-Shows an – bei denen eine Runde sich gegenseitig vor Kameras zum Essen einlädt, um dann das Genossene zu bewerten.

Was ich daran ja sehr schön finde, ist, dass die Kunst des Kochens Beachtung findet – in Zeiten, in denen dies immer mehr verloren geht.

Was ich aber feststelle: Ich kann kaum mehr hinsehen, wenn die riesigen Portionen an Fleisch aufgefahren werden. Es ist als Vegetarier nicht die Wahl der Speisen, es sind vielmehr die Mengen!

Und ich stelle dabei fest, dass wenn ich mir vorstelle, wie so ein Filet schmeckt, ich mich erinnern kann, wie sehr ich das bis vor dreizehn Jahren selbst gemocht habe.

Und niemals hätte ich damals gedacht, dass mir die Vorstellung, das genau gleiche Fleisch zu essen, einmal so widerstreben würde. Ich würde das heute gar nicht mehr vertragen und ich spüre rein gar kein Verlangen danach. Und ich könnte auch diese Mengen nicht mehr essen.

Interessant, wie wir unsere Gewohnheiten ändern können – und dies bei einem Grundverhalten. Und irgendwie stimmt es zuversichtlich, aber auch nachdenklich – denn wenn ich aus Überlegungen einer gesünderen Ernährung und einer besseren ökologischen Verträglichkeit meiner Existenz einen solchen Schritt wage, werde ich sehr schnell auch da von Propaganda begleitet, von Überzeugungstätern mit verschiedensten Motivationen – und wie überprüfen, als Lernender, welche Informationen objektiv gültig sind. Und der Markt, den ich zurück lasse? Was wird dafür getan, dass wir “unser” Fleisch ganz bestimmt weiter konsumieren und überzeugt sind, dass ein Essen frei von Fleisch minderwertig ist?

Wir bewegen uns in all unseren Bedürfnissen in einem Markt, der seine Produkte an uns verkaufen und sich unser Verhalten zu eigen machen will.