Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Gefühl - von gestern?

∞  2 Oktober 2009, 21:52

Es wollte sich einfach keine Geschichte finden, die zu erzählen ihm lohnend erschien, so sehr er auch danach suchte.
Also nahm er sich vor, die Geschichte in sich zu suchen.
Wenig später war ihm klar, dass er, wo auch immer, die Suche einstellen konnte.
Er wollte nurmehr vor ein leeres Blatt sitzen und sich fragen: Was fühlst Du?
Dass er nichts fühlte, das wusste er, war nicht wahr. Mit dieser Selbstlüge beginnt jede Oberflächlichkeit, die sich allenfalls in Konsum materialisiert. Kaufen wir Gefühl?
Schon schweifte er also wieder ab, fabulierte darüber, was auch Gefühl sein mochte oder konnte, statt bei sich selbst zu bleiben. Was fühlte er?
Es würde enorme Überwindung brauchen, über Gefühle zu schreiben, die eigenen, in Ich-Form, umgeben von einer Welt, die schwerelos schien oder viel eher bodenlos, wo kein Gefühl weiter reichen musste als bis zur nächsten Zerstreuung. Da wollte er über genau das schreiben, und damit vor allem auch über sich selbst.
Und dann schrieb er, auf der Zeile eingemittet, ins obere Drittel des weissen Blattes:


Ich mag Rainer Maria Rielke


und dann, klein darunter:


Warum nur habe ich das Gefühl, dass all diese Zeilen und Werke jener Künstler, die mich berühren, heute nicht mehr geschrieben werden könnten?



Grosse Darstellung: Bild anklicken / Bild und Komposition: caro-art