Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Gedankenwurf nach einem Wasserwerfer

∞  30 September 2008, 09:58

Gedanken über die Staatsgewalt, mitten im Berufsverkehr geweckt…


Auf meinem kurzen Morgenspaziergang muss ich ein Stück der Hauptstrasse entlang gehen. Wie der Pulsschlag einer pochenden Riesenarterie schiesst Auto um Auto an mir vorbei. Der morgendliche Berufsverkehr. Dann, ganz plötzlich, ist das Motorengeräusch in meinem Rücken ein anderes: Wie eine rollende Wand, die sich auf mich nieder senkt, schiebt sich ein Ungetüm vorbei. Ein blaues Gefährt, in der Höhe riesiger als jeder Lastwagen, der mir je begegnet ist, so breit, dass es die Spur ausfüllt, ein Stahlmantel einer eckigen Karrosserie, zwei Türmchen oben. Hinten quer die breite weisse Aufschrift: POLIZEI.

Ein blitzend neuer Wasserwerfer, wahrscheinlich auf dem Weg zur Verkehrsprüfung zum Strassenverkehrsamt, stelle ich mir vor, denn Ordnung muss sein. Für Ordnung soll das Ding sorgen, und genau das vermittelt es auch.
Nein, das ist nicht genau genug: Es hat selbst dann eine höchst aggressive Ausstrahlung, wenn es so nüchtern und neutral die Strasse hoch rollt. Nun, es ist auch ein Worst-Case-Einsatzmittel und quasi die staatliche Antwort auf andere Aggression.

Ich bin kein Linker und der schwarze Block ist für mich eine Radau-Bewegung, der ich wirklich rein gar nichts abgewinnen kann. Dennoch denke ich heute morgen viel darüber nach, wie in einem Land zu leben wäre, in dem man als Bürger nicht davon ausgehen kann, dass solche Mittel vom Staat zurückhaltend und im Rahmen einer Rechtsordnung eingesetzt werden.

Hier sind diese Mittel des Staates ein Politikum, über das diskutiert wird. Das Thema wird geradezu instrumentalisiert, und die SVP, die überall zuviel staatliche Intervention ausmacht, marschiert hier sicher gerne hinter dem Wasserwerfer her. Ich auch. Aber nur dann, wenn ich daran glauben kann, dass die Steineschmeisser vor dem Wasserwerfer Alternativen hätten, wollten sie diese denn erkennen. Und so ärgere ich mich wohl zukünftig weiter, wenn Krawallbrüder danach mit Rekursen etc. auch noch Jahre lang Gerichte beschäftigen.

Aber: Besser so, besser, die Bürgerrechte ausgereizt zu sehen, als sie einzuschränken. Denn auch bei uns wären die Mittel vorhanden, um einer weniger zimperlichen politischen Ordnung Eingriffe in die persönliche Freiheit zu erlauben. Wehret den Anfängen! Das Prinzip scheint bei uns manchmal übertrieben bemüht zu werden. Aber es ist schon in Ordnung so.

°

[Bildquelle: So geht’s natürlich auch: ffw-markt-eschlkam.de ]





Abgelegt in den Themen
Politisch
und
Gesellschaft


Unsere Freiheit ist erkämpft, bewahren müssen wir sie uns selbst