Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Gedanken zum Buch meines Lebens

∞  19 Juni 2008, 14:28




Religion ist nicht zeigemäss. Wenn wir danach fragen, dann tun wir es quasi geschäftsmässig, ganz nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip:


Was bringt uns Religion?


Und die Bibel – ist ein Buch, das uns fremd bleibt.
Dabei reden wir über Religion und Bibel nicht durch eigene konkrete Erfahrungen und direkte Bezüge, sondern oft so, wie uns diese Dinge von anderen dargestellt wurden. Religion wird so gleich Kirche, Bibel gleich Predigt. Inhalte werden aber nicht wahrer, weil sie dogmatisiert werden. Wir fühlen das zwar, und doch geben wir diesen Dogmen die Macht, uns von der Bildung eigener Meinungen abzuhalten. Also legen wir Religion und Bibel zur Seite und reden Staub so lange herbei, bis das Buch tatsächlich in einer Art Versenkung verschwindet.

Aphorismen können oft den Anstoss liefern, um über Lebensfragen nachzudenken, ja auch, um darüber zu bloggen. Das gilt auch für Bibeltexte. Für mich ist zwar die Bibel schon längst eine Art Sprachmedium geworden, der Eingang zur Kontemplation, zur Zwiesprache mit meinem Gott. Ich bin persönlich davon überzeugt, dass ich eine zufällig gefundene Bibelstelle nicht ohne Grund genau jetzt vorfinde. Und ich nehme ihren Sinn und mein Erkennen oder Interpretieren des Hintergrunds und der Botschaft als Grundlage dessen an, was Gott mir sagen will. Wie mit dem Gewissen ist es für einen gläubigen Menschen nämlich so, dass er sehr wohl erkennt, ob er beim Studium eines Bibeltextes sich nach der bequemen Interpretation verbiegt, oder ob er Demut und Willen besitzt, sich korrigieren und leiten zu lassen.

In letzter Zeit setzt sich bei meinem Lesen solcher Texte immer wieder der gleiche Gedanke fest: Wie, wenn man versuchte, dieses Buch den Menschen wieder ein bisschen näher zu bringen? Die eigenen Gedanken so zu formulieren, dass sie dazu einladen, die eigene Position zu suchen…? Ich glaube, dass die Bibel jedem Menschen, der eine Sinnfrage kennt und sich von ihr von Zeit zu Zeit umtreiben lässt, eine ganze Menge sagen kann. Und ich glaube, dass es mir nicht ansteht, die eine Botschaft als alleinige in jeden Satz zu legen. Genau so wie ich keinem Pfarrer Aufgabe oder Autorität zuspräche, an meiner Stelle die Wahrheit zu finden. Das geht gar nicht. Wir leben gerade dann mit einander, wenn wir ganz einfach sagen können: Und? Wie siehst Du das? Was treibt Dich um?

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[Bildquelle: Ulrich Abels, Fotocommunity ]

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