Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Geburtstagsaktionen

∞  23 September 2008, 10:01

Kurz nach Mitternacht eine Nachricht in meinem Postfach, verheissungsvoll:


Du hast eine neue Nachricht im blog.de-Nachrichtensystem.
von: blog.de
Betreff: Herzlichen Glückwunsch!


Ich erinnere mich dunkel, dass ich vor Jahren mal die Idee hatte, einen Teil meiner Themen in ein neues Blog auszulagern. Betrachtungen zum Nachbarschaftsverhältnis der deutschsprachigen europäischen Länder, oder so. Hat mich nie so richtig gepackt, und nach ganz wenigen Postings war Schluss. Genau genommen waren es zwei…
Ich folge also der freundlichen Einladung in diesem Mail von blog.de und logge mich ein (dass ich mein Passwort noch weiss, ist schon eine ziemliche Sensation…). Und tatsächlich, in meinem “persönlichen Posteingang” heisst es:


Sie haben eine neue Nachricht.


Darin wird mir zum Geburtstag gratuliert, und dann heisst es:


Wie wär’s, wenn du einen Blog-Eintrag über deinen Geburtstag verfasst? Deine Freunde und die blog.de Community würden sich bestimmt darüber freuen zu erfahren, wie du diesen besonderen Tag verbracht hast.

Einfach einloggen hier, um einen Eintrag auf deinem Blog für Freunde und die ganze blog.de Community zu verfassen.

Wir wünschen dir alles Gute und freuen uns, dich hier bald wieder zu sehen.

Nun, blog.de bemüht sich sehr, eingerostete Blogger wieder zu beleben, und diese Aktion muss man bestimmt nicht kritisieren. Dennoch macht sie mich ein wenig traurig. Wie mancher einsame Blogger sitzt wohl “da draussen”, und erlebt eben genau, dass sich kein Schw… für seine Nöte zu interessieren scheint, oder für seine Freuden? Die Community bleibt meist ein ziemlich ätherisch flüchtiges Gebilde…
Mir kommt das ein wenig so vor, wie wenn ich mir den unbekannten Nachbarn mit dem dicken Auto vorstelle: Er blickt am Ende “seines” Tages, der so besonders hätte sein können und doch ein ganz normaler und damit besonders schwerer war, auf das Mahagoniboard an der Wand in seiner Stube, auf der sich die Post des Tages befindet, mit den besten Geburtstagswünschen seiner Bankberater und des Versicherungsagenten.

Dann ist es Zeit, dass der Tag um ist. Und vielleicht auch Zeit, neuen Mut zu schöpfen und aus seinem Schneckenloch zu kriechen. Doch einen Blogbeitrag verfassen? Einen Kommentar schreiben. Oder schlicht mal vor die Tür gehen, spazieren, in die Beiz? Welche Vereine gibt es eigentlich im Dorf? Welches Hobby ist mir in den letzten zehn Jahren eingeschlafen?

Und das alles schreibe ich, nachdem Thinkabouts Wife mich mit Schoggikuchen und noch mehr Schoggi so richtig schön in meinen Tag eingewickelt hat. Wohlig geborgen also schreibe und denke ich nach und brauche, eingebettet in der Welt meiner Freunde keine Sorge oder Angst vor meinen Gefühlen zu haben. Ich bin mit ihnen willkommen, mit meinen Gedanken, Empfindungen, Sorgen und Nöten.

Deswegen ist ein Geburtstag auch dazu da, Danke zu sagen. Warum nicht gerade heute jemandem schreiben, der schon lange ein paar Zeilen “verdient” hätte? Warum nicht gerade heute eine Frage klären, die einen schon lange daran hindert, Frieden mit einem Geschehen zu machen und einen Umgang mit einem Menschen neu zu lancieren? Wann wenn nicht heute gerade in dieser Weise sich selbst etwas Gutes tun?



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und
Prosa[isch]


man darf dazu Sorge tragen, dass man immer auch einen Grund findet, sich selbst zu gratulieren