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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Fussballbühnen - Beachtung weltweit. Mit Folgen.

∞  14 April 2013, 20:14

Fussball – Droge, Amusement, Freizeitunterhaltung und Business – weltweit. Mit entsprechenden Dreh’s, welche den Sport bedrohen. Grundlegend.

Ich hätte damals sofort in diese Richtung denken können, als wir auf unserer Vietnamreise auf den FC Basel in der Champions League angesprochen wurden. Aber da fanden wir es einfach sympathisch, wie unsere Ansprechpartner sich mit dem kleinen Schweizer Aussenseiter identifizierten. Sie werden es aktuell wieder tun, jetzt, wo der Schweizer Verein im Halbfinale der Europa League steht. Aber vielleicht ist auch dies unverändert: Im Gegensatz zu mir kannte mein Gesprächspartner den Namen des Trainers der U21 des FC Basel, und er konnte mir in der aktuellen Zeitung seiner Stadt in Vietnam Spielresultate dieser Mannschaft zeigen – die bei uns wohl aus Platzgründen keine Aufnahme in die Zeitung fänden. Das ist schon fast bizarr, hat aber wohl einen besonderen Hintergrund, der für viele europäische Fussball-Ligen und deren Beachtung in Asien gilt: Auf deren Resultate kann weltweit gewettet werden.

Und gewettet wird praktisch auf alles: Wer wann den ersten Eckball treten darf, mehr Fouls begeht, auf Halbzeitergebnisse, rote Karten, Pfostenschüsse und was weiss ich noch was – in obersten Ligen, aber eben nicht nur. Entsprechend schwer zu kontrollieren ist das Wettgeschäft, und hilfreich weitmasching und international sind die “Kontakte”, die dabei geknüpft werden. Wenn dann ein Geschäft auffliegt, kann sich das in etwa so lesen: Ein Verdächtiger wird in Finnland verhaftet, er stammt aus Singapur und seine Kontakte führen in den Balkan, wo eine Gruppe Wettbetrüger Manipulationen der italienischen Serie A und sehr gerne auch und vor allem der Serie B geplant hat. Oder nach ähnlichem Muster für eine von geschätzten fünfzig nicht mehr fleckenlosen Fussball-Ligen Europas.

Im Fussball in Europa werden im operativen Geschäft mittlerweile Milliardenbeträge bewegt. Und es ist nicht ganz abwegig, einen hohen Porzentanteil der mehr oder weniger offen zu veranschlagenden Summen auch für den Wettspieleinsatz anzunehmen – die Spiel- und Wettlust gerade der Asiaten ist ausserodentlich gross. Und die Verfolgung und Ahndung von Betrügereien auf Grund der internationalen Vernetzung äusserst schwierig. Bisher geht man davon aus, dass die hohen Saläre in den Top-Ligen es für Spieler nicht sonderlich attraktiv machen, bei Spielmanipulationen mit zu machen – der drohende Reputationsschaden ist doch enorm gross. Aber warum ein paar hundert tausend Euro extra für einen Fussballer nicht genau so attraktiv sein sollen wie für einen Manager oder Politiker, kann uns ja auch niemand erklären, oder?

Augen zu und hoffen… mag der Fan. Und jenen Kräften im internationalen Fussball danken, welche seriöses Wirtschaften fordern und eine Beschränkung der Saläre. Und dann? Grosse Aufmerksamkeit, rollendes Geld, möglicher Ruhm – die Gefahr von Manipulationen wird immer zum grossen Sport gehören. Und die Tatsache, dass mir auf die Schnelle kein bekannter Fussballer in den Sinn kommt, ist leider kein Beruhigungsfaktor für ausreichende Sauberkeit in diesem Sport. Schlussendlich sind Fussballstadien moderne Tempel der Massenbegeisterung. Wir sonnen uns in der Beachtung, die “unsere” Mannschaft erzielt – wie sie dann damit umgeht, ist auch eine Art Zerrbild, ja, vielleicht sogar ein Muster für den Umgang mit Herausforderungen plötzlichen Erfolgs. Auch diesbezüglich ist der Sport eine Bühne, die ein gutes Stück weit von uns allen gebilligt den normalen Gesetzen entrückit ein Tummelfeld für Träume, Epen und Theater darstellt: Das Spielfeld als Amphitheater. Wo sonst könnten männliche Helden kurze Hosen tragen, ohne lächerlich zu wirken?