Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


(Fussball-)Geschichten der Bundesliga

∞  13 Mai 2007, 09:49

In Bremen sehen die Zuschauer ein Spiel, bei dem Werder nichts gelingen will. Genau das sagt der Manager Klaus Allofs nachher auch, mit einem Schulterzucken, aber auch mit einem Lächeln im Gesicht.
Das Runde muss ins Eckige, und weil das keine Wissenschaft ist, bleibt oft auch nur ein Schulterzucken. Trotzdem ist auch Trainer Schaf nicht darum, nur Trübsal zu blasen:
Mit Befriedigung kann er feststellen, dass Werder Bremen seit Jahren ganz zuoberst mitspielt. Kontinuität – DAS ist für die Beteiligten eine Messlatte für gute Arbeit.
Und man kündigt an, so weiter zu machen. Es ist ein Versprechen.

Die Fans von Werder Bremen sind dennoch furchtbar traurig. Fussball ist Emotion, und deshalb faszinierend, weil es die Massen bewegt im kollektiven Freudentaumel oder in der Totenstille von Tausenden, wenn Träume platzen.

Nur in Mainz ist alles anders. Fussball ist ein Spiel und die Bundesliga ein Fest. Wenn man dazu nicht mehr eingeladen ist, feiert man eben bei sich selbst. Der FSV steigt ab.
Trainer Klopp hält eine Ansprache an die Fans, und der ganze Sektor wogt hin und her, die Gesänge gehen unter die Haut. 2. Bundesliga? Na und? Fussball ist Freizeit, Vergnügen, Gemeinschaft und Kultur. Sie werden hier immer mit Liebe und Inbrunst dabei sein. Als Fussballer kriegst Du da ganz bestimmt eine neue Art Gänsehaut. Würden die Profis nicht wegen Geld Fussball spielen, sie wollten alle in und für Mainz auflaufen, das ist sicher. Der Trainer wird weiter machen. Und dürfen. Wie schon alle die Jahre zuvor.
Kommt bitte recht bald wieder! Das ist das einzige, was wir Aussenstehende Euch nach Mainz rufen können. Wir möchten nämlich genau so vorgelebt bekommen, was Fussball sein kann.

In München erklärt Manager Hoeness, dass er in drei, vier Wochen eine neue Mannschaft präsentieren wird – mit Knalleffekt. Richtig viel Geld werden sie in München ausgeben. Und nächstes Jahr deutscher Meister werden. Ganz bestimmt und nicht einfach so, sondern weit voraus, und alle anderen werden nur die Hacken der Bayern sehen, keine Chance haben. Einfach Null. Es klang nicht wie ein Versprechen. Es durfte und sollte als Drohung verstanden werden. Irgendwie habe ich nun wirklich Angst…

In Stuttgart mussten sie nicht Meister werden, aber sie durften sich das Ziel schliesslich setzen, weil es eh schon so gut lief. Entsprechend unverkrampft sind sie – mal abgesehen von einen hervorragend organisierten Team… und von einem Momentum, das ganz offensichtlich WILL, dass Stuttgart Meister wird: Gomez erzielt den Ausgleich mit der ersten Ballberührung, und Torhüter Hildebrand wehrt eine Direktabnahme aus 4m Distanz ab…

In Schalke wird man Meister der Herzen bleiben. Also, Vizemeister, siehe Mainz. Vielleicht liegt es ja daran, dass man immer ein bisschen zu sehr Ruhrpollywood spielen muss und zu viel Theater macht, im Verein? Eine Kapelle haben sie im Stadion, wie ich weiss. Locker werden, Jungs, die Festbänke auspacken vor dem Stadion und zusammen den Sonntag geniessen. Auf Schalke. Man bleibt ja gemeinhin eine Gemeinschaft. Egal was kommt. Aber lasst die Köpfe nicht zu sehr hängen.
Stellt Euch mal vor, Stuttgart verliert nächsten Sonntag gegen Cottbus – und Schalke schlägt Bielefeld nicht. Dann bliebe Schalke nicht mal mehr unser aller Mitleid, sondern nur unser Spott – und die Kapelle wäre garantiert viel zu klein. Und vielleicht, ganz plötzlich, das Stadion zu gross…