Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Für Reisen die Bahn?

∞  23 Februar 2013, 20:24

Flugreisen in Europa bestehen oft aus einem kleinen Hüpfer und einem grossen Anlauf, viel Warten und einem Sicherheitsbrimborium, das nicht nur mir auf den Keks geht. Zum Glück lassen sich viele Destinationen auch bequem per Bahn erreichen – wobei die Bewegungsfreiheit und der Komfort oft ein echtes Kontrastprogramm darstellt – meistens zumindest.

istockphoto.com/MHJ: World Travel

Meine Reisetätigkeit ist auf Deutschland und Holland ausgerichtet. Da bieten sich Bahnreisen an, ob per City Night Liner oder im Intercity. Die Vorteile fürs Gemüt und den eigenen Sinn für Bequemlichkeit sind enorm. Es lässt sich arbeiten, lesen, die Landschaft geniessen und damit verfolgen und miterleben, dass man und wo man gerade reist, und Bewegungsfreiheit hat man eh mehr. Hinzu kommen ungezwungenere Gespräche mit Mitreisenden – sofern sie nicht gerade Anspruch auf den gleichen Platz erheben, weil sie ihre Platzreservationskarte nicht richtig lesen können.

Hinzu kommen weitere Amusemantes, welche die Bahn unfreiwillig einstreut, wenn ich da an meine allerletzten Erfahrungen denke.

So fehlte letztmals im City Nighliner von Zürich nach Amsterdam schlicht der Speisewagen – er wäre kaputt. Das bedeutete: Ohne Abendessen, husch, husch, ins Bett, auch wenn man gar keinen Anlass zu dieser Strafe geboten hatte… Ich kann mir vorstellen, dass es da schon eine kleine Reihe von Fahrgästen gab, welche der verpassten Möglichkeit nachtrauerten, sich noch in der Bahnhofhalle was Zusätzliches zu essen – und vor allem zu trinken zu kaufen.

Letztes Wochenende wollte ich eigentlich auf der Fahrt nach Frankfurt im Speisewagen frühstücken, da ich damit dann wunderbar über den Messetag gekommen wäre. Im erstaunlicherweise fast leeren Wagon fand ich ein wunderschönes Plätzchen und studierte die verschiedenen kombinierten Frühstücksvarianten zu durchwegs vernünftigen Preisen. Ich wunderte mich zwar über das alternative Angebot eines Käsesandwichs samt Kaffee zum Kombipreis. Zum Frühstück? Etwas schräg fand ich das schon, und stellte mir die lappigen Salatblätter auf der Zunge dabei lieber nicht vor.

Dann erfuhr ich von der freundlichen Kellnerin, dass die Frühstücksangebote leider ausgegangen wären – bis auf eines. Das Käsesandwich… Bitte? Es war acht Uhr morgens und der Intercity hatte seine Reise gerade eben begonnen…

Und als ich am Mittwoch aus Frankfurt zurück reiste, mit reserviertem Sitzplatz in Wagon 1, betrat ich eine Zugkombination, wie ich sie noch nie gesehen hatte – der Wagen atmete den Charme wirklich längst vergangener Zeiten, die Sitzpolster waren so durchgedrückt, dass man wie in Ohrensesseln versank, und die Rohrgestelle der Ablagen ächzten mit dem Fahrgestell in jeder Kurve. Meine reservierte Platznummer gab es in dem Abteil gar nicht, aber es waren eh überhaupt keine Reservationen vorgemerkt. Entsprechend kam die Ansage über Lautsprecher: Willkommen im Intercity-Ersatzzug nach Basel. Diesmal war also eine ganze Zukkombination ausgefallen, und obwohl pünktlich angekommen, verzögerte sich die Abreise um zwanzig Minuten – was allerdings bis Basel wieder wettgemacht wurde.

Nun dürfte ich das ja nicht wirlich laut sagen: Diese kleinen Kalamitäten werden mich nicht dazu bringen, mehr zu fliegen. Ich hasse dieses Puff rund um die Sicherheitskontrollen und die lange Warterei auf den Flughäfen immer mehr. Und ich schüttle den Kopf über die Tendenz der Fluggesellschaften, Flüge prinzipiell zu überbuchen und dann Passagiere zu werben, die gegen einen Zustupf bereit sind, eine Nacht länger in der Stadt zu bleiben.

Nein, ich ärgere mich einfach, dass die Bahn ihre Chancen auf zusätzliche Marktanteile nicht besser nutzt und die bei Reisen in Zentraleuropa nur wenig längere Reisezeit nicht mit einem rundum stimmigen Angebot kompensiert – so dass die Alternative einer Bahnreise wirklich noch viel mehr stechen könnte – mit Vorteilen auch für die Umwelt.