Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Für Liebe müsste immer Zeit sein

∞  20 März 2011, 21:08

Nimm dir die Zeit zu lieben und geliebt zu werden – das ist das Vorrecht der Götter.

Aus Irland



Wenn ich das lese, dann regt sich Widerspruch: Wie könnte ich dafür keine Zeit haben! Die Liebe ist doch das Wichtigste überhaupt in meinem Leben!

Aber wie oft soll die Liebe warten, wenn sie erst einmal gewonnen scheint? Wie oft gönnt man einer scheinbaren Wichtigkeit mehr Aufmerksamkeit – und zeitliche Priortiät – und der Partner muss warten, nur noch einen Moment, und dann zwei?

Und wie oft hört man von jungen Menschen, sie hätten keine Zeit für eine Beziehung, das müsse warten, erst wolle man sich beruflich etablieren? Wie manche ideal scheinende Partnerschaft wird dabei übersehen? Später muss das Glück dann planbar sein, wenn möglich samt Familie und Kind.

Und wie halten wir es mit der Nächstenliebe? Bestimmt sie unsere Haltung, oder beweisen wir sie zu ausgesuchten Zeiten, wenn wir eben Zeit haben, mit Gesten und einem Moment des Innehaltens? Unser Geld wird auch im Vorübergehen genommen, natürlich, und es gibt ja Institutionen für die Kranken und die Alten und die Behinderten und … Doch je weiter weg für uns die Liebe ist, je weniger wir für sie offen sind, um so schneller sind wir auch mit Aussagen bei der Hand, dass jeder seines Glückes Schmid ist. Jeder für sich.

Wie sehr ist die Zeit für uns eine Angelegenheit, die Gewinn bringen muss? Wir erleben sie doch oft nicht mehr, unsere Zeit, wir investieren sie…

Eine Sache, eine Tätigkeit zu lieben, mit einem lieben Menschen zusammen sein bedeutet doch, alles andere zu vergessen – seine Zeit ganz bewusst einzusetzen und sie damit zu dehnen, sich frei zu fühlen von allem, was scheinbar eben noch wichtig schien…

Und sich Zeit nehmen, geliebt zu werden. Nichts ist doch leichter als das! Wirklich? Wie schnell ist uns ein bisschen Aufmerksamkeit peinlich? Welchem Freund schenken wir die Zeit und die Aufmerksamkeit, dass er uns davon überzeugen kann, dass wir wirklich etwas Besonderes sind?
Haben wir dafür Zeit? Gönnen wir uns Ruhe, Einkehr und Innigkeit in frei verfügbarer Zeit, die fliesst, ohne zu fliehen und knapp zu werden, um uns darin hin zu setzen und dann auf- und anzunehmen, was uns liebe Menschen sagen und zu verstehen, zu fühlen geben wollen: Wir sind besonders. Wir sind lieb.

Ja, unsere Zeit sollte uns lieb sein. Unsereiner willen.