Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Frieden in Deiner Trauer

∞  24 Januar 2008, 23:37

In Deiner Begleitung, Für Dich und Deinen Freund:

Du trauerst
und staunst über Dein reines Gefühl,
das Du darin erkennst, über den Frieden,
der dieser Emotion innewohnt.

Ein bisschen, scheint mir, schämst Du Dich fast
für die Leichtigkeit, die Du trotz aller Schwere dabei empfindest,
als wartete hinter allem Leid schon zu deutlich der Trost.

Ich glaube, ich verstehe Dich.
Denn wenn wir den Verlust akzeptieren können,
den Entscheid, wer auch immer ihn getroffen hat,
dass uns ein Leben neben uns genommen,
weg geführt wird,
dann ist unser Klagen der Nachhall unseres eigenen Schmerzes,
und wir erkennen, dass diese Not vom Betrauerten genommen ist.

Der, den wir liebten, mochten, schätzten,
hat uns verlassen
und ist uns auf einem ungewissen Weg voraus gegangen.
Er hat einen Pfad beschritten,
der auch auf uns wartet
und den wir nur fürchten müssen,
so lange in uns die Angst tobt,
nicht genug gelebt zu haben.

Gerade in solchen Momenten des Abschieds können wir erahnen,
dass nie genug gelebt sein wird
nach unserem inneren Eingeständnis,
dass diese Angst
und das Sperren,
Scheuen
und Verneinen
auch etwas Kindliches hat.
Dahinter aber,
in unserem Einlassen auf das Unvermeidliche,
wartet auch ein Friede,
der ein Erkennen verspricht:
Im Loslassen liegt Prüfung und Befreiung zugleich.

Und indem wir im Diesseits diesen Moment erahnen,
in dem unser geliebter Mensch gegen unseren Willen
aber für seinen Frieden losglassen konnte,
verliert für einen kurzen Moment der Tod seinen Schrecken.

In dieser sich befreienden Trauer
liegt die letzte diesseitige Botschaft des gestorbenen Freundes:
So wie ich ihn begleiten durfte
in mancher unbeschwerten oder nachdenklichen Stunde,
so lasse ich ihn auch gehen,
dankbar,
dass gerade er mich an diesen eigenen späteren Moment erinnert,
als würde ich ihn schon viel besser kennen,
als ich ihn denken kann.