Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Facebook für virtuelle Hooligans

∞  24 Mai 2010, 23:52

Kevine-Prince Boateng – was für ein klangvoller, farbiger Name. Er steht für einen farbigen Fussballspieler, der zum zumindest durchschnittlich begabten Inventar schon mancher europäischen Fussballmannschaft gehört hat. Und Boateng ist gewiss nicht ein Spieler, die sich mit der Integration in diese besagten Gemeinschaften leicht getan hat. Wie leicht oder schwer es ihm dabei umgekehrt gemacht wurde, kann ich nicht beantworten. Jetzt aber ist der Teufel los. Denn Boateng hat den Knöchel der Nation kaputt getreten. Das üble Foul verhindert die WM-Teilnahme des besten Fussballspielers Deutschlands in Südafrika.
Man muss Kevine-Pirnce Boateng, der aus seiner Zeit bei Hertha Berlin auch noch ein paar andere unerledigte Partygänger-Amokgeschichten mit sich rumschleppt, also nicht mögen. Man muss aber auch den Herrn Ballack nicht unbedingt mögen, der sich häufiger mal unbeherrscht gibt und mit den Händen in gegnerischen Gesichtern herumfingert oder schon mal einem Schiedsrichter ans Hemd geht.
Über das alles lässt sich trefflich am Stammtisch diskutieren.

Nur leider gehört es zur heutigen Realität, dass sich bei solchen Gelegenheiten geltungssüchtige Möchtegern-Gesellschaftspuls-Fühler bemüssigt sehen, Facebook-Seiten und -Gruppen ins Leben zu rufen, die dann so nette Titel tragen wie:

Boateng umhauen: Facebook-Gruppe mit aktuell 7823 Personen, “denen das gefällt”, oder
82.000.000 gegen Boateng!, so viele wollten zwar, egal wie anonym, da noch nicht folgen, aber 4’654 Personen “gefällt auch das”.
Immerhin gibt es auch Gegenbewegungen wie
GEGEN die Hetzjagd auf Kevin-Prince Boateng mit 3185 Mitgliedern.

Alles in allem auf jeden Fall bemühende, blödsinnige und irgendwie auch ungemütlich anmutende Kampagnen, denen sich heute wohl fast jeder ausgesetzt sehen kann – zum Beispiel der missliebige Sekundarlehrer einer Schule…

Und in allen diesen Ventilen wird je länger je mehr das anonyme Schreien und Glotzen und das vermummte Keifen und Schreien erleichtert, gefördert und bewusst mit der Massenwirkung solcher weichgespülten Feiglings-Trittbrettfahrer auch noch Stimmung gemacht. Pfui Teufel.

Und wenn ich Facebook-Gründer wäre, würde ich mir so langsam gewisse Fragen stellen. Oder sie endlich mal zur Kenntnis nehmen und mir überlegen, ob Masse und Geld wirklich alles rechtfertigt.


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Anmerkung: Stand Mitgliederzahlen vom Mo, 24. Mai, ca. 23h45
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