Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Europa - wenn die Utopie gelebt wird?

∞  3 Mai 2014, 20:53

Ich hörte heute abend Radio und platzte mitten in eine Reportage aus Berlin Kreuzberg, in welcher der Schweizer Korrespondent deutsche Passanten zur Einwanderung und zu ihrem Verhältnis zu Europa und speziell zur EU befragte. Dabei bekam ich viele Stimmen vorgesetzt von jung und alt, und kaum eine tat sich schwer mit der Einwanderung.

Zum ersten Mal bekam ich medial den Eindruck, dass es womöglich doch mehr Menschen gibt, die sich als Europäer sehen, als ich gemeinhin beobachten kann. Ich kenne Berlin Kreuzberg und liebe die Restaurants in diesem Quartier und das lebendige Strassenleben. Und ich weiss, dass die Menschen, die wirklich in den Schmelztiegeln leben, meistens ein viel unverkrampfteres Verhältnis zum “Fremden” haben als der Durchschnitt.

Ich töne hier in diesem Blog in aller Regel ganz anders. Ich bin äusserst skeptisch, was die Identität der Europäer betrifft und die Tragfähigkeit dieses Bewusstseins in Krisenzeiten. Wenn dann eine deutsche ältere Frau meint, die Personenfreizügigkeit wäre nötig, weil sonst junge Griechen und Spanier ja gar keine Chance mehr hätten, eine Ausbildung oder gar einen Job zu finden, dann beeindruckt das. Aber sind wir wirklich so weit?

Wie weit ist das ein deutsches Phänomen, ohne das abschwächen zu wollen, oder gar eine Berliner Eigenheit? Oder darf man die Utopie weiter spinnen? Dass nämlich in 50 Jahren solche junge Spanier, Griechen, Europäer aus dem Süden und Osten, lebend in ihrer neuen Heimat, mit dazu beitragen, dass es wirklich ein Europa gibt, mit diesem freien Denken und Fühlen?

Oder überstrapazieren wir die Systeme, weil die Interessen einzelner den absoluten Markt wollen, und bricht die Toleranz im Frust der fehlenden Chancen des eigenen Nachwuchses zusammen?