Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Es wird leichter

∞  11 Juli 2013, 18:45

Wie sehr ist der innere Antrieb, funktionieren zu müssen (oder zu wollen?) eine Hilfe, um Trauer zu bewältigen – oder verdrängt man sie damit nur?

Die Sterbebegleitung bescherte mir die Nähe zur Mutter von ihrer bewussten, geistig völlig klaren Annahme dieses Weges über alle Stufen von Trübung und Klarsichtigkeit, Unruhe und Befriedung von Körper und Geist, zu der auch der nach und nach versiegende Zugang über alle Sinnesorgane gehörte.

Ich stelle mir vor und hoffe es sehr, dass der Wunsch des Sterbenden, sich noch mitzuteilen, deutlich früher dahin fällt, als dies für die Begleiter am Bett gesagt werden kann. Mir ist die Vorstellung unerträglich, das Gegenteil wäre der Fall und wir würden schlicht nichts merken von dieser Not. Ich glaube wirklich, dass dem nicht so ist und ganz sicher ist es so, dass dem Sterbenden hilft, wenn er um die Ruhe und den Frieden seiner Angehörigen weiss.

Meine Tage haben nun Phasen. Und wenn ich obiges erzähle und gerade jetzt erinnere, dann wohl deshalb, weil unwirklich an meiner Gegenwart fast alles erscheint: Das Grau der Traurigkeit genau so wie die helle Freude am schönen Tag in lichten Momenten. Und diese Momente werden bereits zahlreicher, und sie haben etwas Befreiendes:

Eigentlich ist es Zeit für ein Fest. Wir müssen nicht betrauern, was für immer verpasst ist, wir können feiern, dass so wenig Leid und Schmerz erduldet werden musste. Und die wichtigste Botschaft aus dieser Erfahrung liegt in diesem einen Auftrag:

Lebe! Freue dich. Geniesse. Sieh auf die Möglichkeiten, bejammere nicht das Uerreichbare. Trage zu Deinem Glück bei, indem du das Licht siehst, weil du Augen Himmel hoch schaust.