Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Erste Gedanken auf der Insel

∞  23 August 2013, 19:08

In der Umgebung von Funchal ist wenig zu spüren, zumindest auf den ersten Blick, von Portugals Krise.

Nun ist der Ort ja die Hauptstadt einer Insel und damit Madeira vielleicht nicht typisch für Portugal – oder erst recht, zumindest für einen Teilaspekt der Finanz- und Eurokrise: Es ist eine, die nicht alle trifft, und mehr wohl als je zuvor gilt, dass immer Geschäfte gemacht werden, in guten wie in schlechten Zeiten, und Opportunismus immer auch auf Abwärtstrends setzen kann. Mal abgesehen davon, dass, wenn das Geld knapp wird, jene, die es haben, erst recht verdienen, weil sie Bedingungen diktieren könnnen – oder weil sie jene sind, die auch am schnellsten und meisten von Förderprogrammen profitieren. Auf jeden Fall wird auf Madeira munter weiter gebaut, wie mir scheint und Freunde bestätigen, die vor drei Jahren zum letzten Mal da waren.

Was mir ansonsten, frisch angekommen, hier auffällt, oder besser an mir selbst, ist: Ich kann nirgends mehr hin, ohne Beklemmung zu fühlen, angesichts der Horden von Menschen, welche die Natur und sich selbst bedrängen. Die Blumenpracht zwsichen den Häusern ist wie der verzweifelte Versuch, den Kontrapunkt Natur zu verteidigen – oder schlicht der Teil der Fassade, der die Häuserfronten begründen soll: Wir bauen Silos, weil alle hierhin kommen wollen, um Pittoreskes zu sehen… Wir sind eben eine Horde, zeigen ein Schwarmverhalten und sehnen uns alle nach der grünen Wiese, oder, weniger bescheiden, nach der Blumenwiese…

Aber ich bin auf Reisen und in den Ferien nicht einfach der Kulturpessimist und Gesellschaftskritiker. Ich will mich ja auch erholen, und wenn ich schon Teil dieses Karussells bin, dann wenigstens ein bewusster: Es ist schön hier, das Klima herrlich, die Menschen wirken relaxter als bei uns, und es gibt unendlich viele Plätze, wo man sich einfach, die Fronten im Rücken, hinpflanzen möchte, weil man tatsächlich die Seele baumeln lassen kann. Und das ist ja bekanntlich der Moment, wo man nirgends mehr hin gelangen muss, wo man das Ankommen fühlt und die Ruhe aufkommt. Die Welt ist so schön. Also, die Natur. Das, was wir damit machen, manchmal auch. Und da wollen dann wieder alle hin. Siehe oben…