Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Entspannung bringt Zeit bringt Rat

∞  8 Oktober 2008, 18:49

Die gestern hier angesprochene Finanzkrise, jedes gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und kulturelle Geschehen kann uns beschäftigen, unsere Gedanken binden, so dass sie ständig darum kreisen. Eine charakteristische Folge davon ist, dass wir uns immer mehr Information wünschen.




Je komplexer das Thema ist, je weltumspannendere Auswirkungen es hat, um so breiter wird es auch diskutiert. Und die Fülle und die unterschiedlichen Arten dieser Informationen sind unermesslich.

Der zivilisierte Mensch in Westeuropa ist wohl mehr als irgendwo sonst auf der Welt versucht, “sich informieren zu wollen über das Weltgeschehen”. Auch weit über das Mass hinaus, das er verarbeiten könnte, geschweige denn nötig hätte, um eigene Entscheidungen zu treffen. Denn genau darum geht es meistens nicht mehr: Wir sind mittlerweile sehr geübt darin, uns den Kopf über Dinge zu zerbrechen, die wir nicht beeinflussen können.
Verbinden wir mit den Ereignissen das persönliche Schicksal, sehen wir unmittelbare Risiken (oder Chancen) für uns selbst, so wird dieses “Kümmern” zu einer “Kümmernis”, in der unsere Gedanken nicht nur um unser persönliches Schicksal kreisen, sondern sich immer schneller und wilder um Probleme drehen, die sehr viel weiter gefasst entstehen – und sich irgendwann lösen, oder auch nicht.

Wollen wir in solchen Situationen nicht verrückt werden, so müssen wir lernen, wieder loszulassen. Wir sollten uns mit einem Ereignis so lange und so intensiv beschäftigen, wie es für unsere persönliche Situation notwendig ist. Und danach sollten wir uns darin üben, den Dingen auch ihren Lauf lassen zu können und nicht nur im Denken zu leben, sondern im Erleben. Den Kopf auslüften. Eine Vorstellung davon bekommen, ein Gefühl, dass auch unser Denken, der ganze Verstand nur eine Art Organ unseres Körpers ist, und unser Werden, Wachsen und Empfinden sehr viel mehr enthält als das Sortieren oder Bilden von Gedanken.

Wie viel Zeit und wieviele Gedanken widmen Sie pro Tag Dingen, die Sie nicht beeinflussen können? Und wie oft ist dabei eine Art der Sorge mit im Spiel, die Sie weiter drehen lässt im Hamsterrad der rotierenden Gedanken?

Haben Sie heute schon nach den Herbstblumen geschaut? Ist der Baum vor dem Fenster schon gelb? Was machen Sie an den kommenden schönen Herbsttagen? Ist es die Schuld der Weltwirtschaft, wenn Sie keinen Schlaf kriegen? Wollen Sie sich solchen Mächten ausliefern, gegen die Sie ganz bestimmt nichts ausrichten können?
Nein, wollen Sie nicht. Sie wollen die Probleme für sich so lösen, wie es möglich ist. Und dann, wenn sie sich zeigen. Also ist sehr oft die Entspannung, das Loslassen eine wichtige Übung, die erst das Leben mit den eigenen Sinnen ermöglicht. Hier und jetzt und nicht in einer Zukunft, in der dann alles gelöst sein, besser werden wird.


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[Bildquelle: oster-fotoart.de ]





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