Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Einfach nur idiotisch, dieses Gekreische

∞  22 März 2011, 06:40

Furchtbar, dieses elterliche Verständnis allenthalben.


Am Samstag ist mir zum ersten Mal Justin Bieber über den Bildschirm gelaufen. Wie bei vielen anderen Teenie-Stars zuvor erschliesst sich mir auch sein Erfolgsgeheimnis nicht. Die Stimme kam mir ausserordentlich dünn vor, aber bewegen soll er sich gut können. Davon war allerdings bei Wetten dass…? am Samstag auch nicht wirklich viel zu sehen. Also, mich hat seine Performance völlig kalt gelassen.

Aber, schon klar, das ist ja auch nicht mein Idol und soll es auch nicht sein. Seine Fans sind Teenager wie er, für die er den perfektionierten und real gewordenen Traum verkörpert, vom You-Tube-Filmchen zum Superstar sozusagen, und das ist ja auch atemberaubend genug.

Also, dass Mädchen angesichts eines Pickelgesichts in Hysterie verfallen, kurz bevor sie die Ohnmacht vom Herzinfarkt bewahrt, das gab es zu allen Zeiten. Aber früher war das, in welcher Form der Begeisterung auch immer, nicht nur das Ding der Jungen; es gelang ihnen auch, komplett abzuheben, nein, mehr noch, sie konnten damit auch noch schockieren und sich darin erst recht als Auserwählte eines Hypes sehen, den es gewissermassen nur für sie und ihre eigenen Träume gab.

Und was ist heute? Was sehe ich am Fernsehen bei Gottschalk? Sie sind da, die Mädchen, aufgereiht wie Selleriegewächs an der Pflanzschnur, und sie halten ihre Schilder hoch, die sie selber gemalt haben – oder war da Mutti mit beteiligt? Und ich sehe mehr als einen Vater, der neben seiner Tochter sitzt und ihr beruhigend die Hand tätschelt, während das Töchterchen in Tränen aufgelöst gellende Schreie ausstösst.

Ist das noch zu fassen? Wahrscheinlich hat er zuvor einen Kurs für besorgte Väter besucht, ausgerichtet vom örtlichen schulpsychologischen Dienst, mit dem Titel:

_Meine Tochter als pupertierendes Teenieschwarm-Opfer:
Strategien elterlicher Einflussnahme auf den eigenen und den töchterlichen Hormonhaushalt._

Im Ernst: Die Jungen haben es heute nicht leicht. Was sie auch Verrücktes anstellen, sie müssen stets damit rechnen, dass Vater und Mutter unvermittelt dabei stehen und gütig lächelnd meinen:

“Geile Musik”.

Oder so. Es muss grauenhaft sein. Dabei, ganz ehrlich, ist dieses Gekreische und Geschreie angesichts eines 17-jährigen Stupsnasengesichts doch einfach lächerlich!

Na bitte!