Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Eine Tasse Achtsamkeit

∞  21 April 2009, 21:14

Den Espresso, irgendwann nach dem Essen, trinken wir beide verschieden. Ich mit Milch und Süssstoff, meine Liebste schwarz, aber auch süss. Das ist nicht schwierig zu behalten und seit zwanzig Jahren immer gleich. Aber Sie halten es kaum für möglich, was ich dabei alles falsch machen kann: Ich vergesse den Süssstoff bei beiden oder in einer Tasse, ich giesse Milch in beide. Ich stelle Thinkabouts Wife die Tasse mit der Milch unter dem Espresso-Schaum hin.
Dazu bringe ich es fertig, für 4 Espressi mindestens drei Tassen in Betrieb zu nehmen, obwohl wir beide problemlos aus der gleichen Tasse mehrmals trinken – und nicht gerne Spülmaschinen befüllen, geschweige denn abwaschen.

Für die alltäglichsten Dinge gilt für niemanden wie für mich:
Würde ich sie endlich und gerade eben diese Dinge mit wirklicher Achtsamkeit tun und dabei nicht an Kreti und Pleti und alle unwichtigen sonstigen Dinge denken – keiner hätte so sicher wie ich die Chance, das Banalste wirklich als Sensation zu erleben: Den Händen zuschauen, mit allen Sinnen, also auch den Gedanken, wie geschickt sie eigentlich sind, nur so zum Beispiel. Wie selbstverständlich wir mit ihnen arbeiten können. Und was wir damit alles zu tun vermögen.
Und am Ende sässe ich auch tatsächlich vor der richtigen Tasse, also meiner, und die würde auch noch enthalten, was sie soll.

Geniessen allerdings tue ich meinen Espresso so oder so. DIESEN Teil der Achtsamkeit habe ich intus. Vielleicht ist also noch nicht alle Hoffnung vergebens, sofern die Alters-Schusseligkeit sich noch ein wenig Zeit lässt… Oder ist am Ende DAS… Nein, so einfach komme ich mir selbst nicht davon.

Ja, ich bin ein Schussel. Aber darin auch noch so lebendig. Es ist wirklich fürchterlich.