Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Eine bibeltreue Firma (?)

∞  30 Juli 2012, 14:51

Es ist wunderbar, wenn sich ein Unternehmen selbst Grundwerte auf die Fahne schreibt, welche sich am menschlichen Wohl von Mitarbeitern und von mir aus auch von Kunden orientieren. Doch auch hier wird’s happig, wenn dahinter religiöser Eifer steht.

Für unsere Gepflogenheiten ein wenig speziell dürfte da das Beispiel der Hühnchengrill-Kette Quick-Fil-A (ausgesprochen wie “Quick-Filet”) wirken. Die Kette verfügt über 1600 Filialen in den USA und macht über 4 Mrd USD Umsatz. Sie fühlt sich den Grundwerten der Baptisten-Gemeinde verpflichtet und hält Familienwerte hoch, betont, dass die Firma von Familien geführt würde, in denen die Unternehmer Gott Lob und Dank noch immer mit den ersten Frauen verheiratet seien. Ob sie nur an Familien verkaufen, ist nicht bekannt und nicht anzunehmen. Bekannt ist allerdings, dass einer Mitarbeiterin gekündigt wurde, “damit sie sich besser um die Kinder kümmern kann”, und einem Muslim, weil er sich nicht am Gruppengebet der Kollegen beteiligen wollte.

Auf den verschiedensten Wegen wurde gegen jede Art gleichgeschlechtlicher Liebe vorgegangen – bis dies zu einer landesweiten Protestwelle unter Studenten führte. Jetzt rudert man im Unternehmen zurück und erklärt:

“Von nun an überlassen wir die politische Debatte zur gleichgeschlechtlichen Ehe der Regierung und politischen Arena.”

Einflussnahme wird sich also zukünftig auf Geldflüsse beschränken, zumal in einem Unternehmen, das generell einen Teil der Gewinne neben den Steuern freiwillig an die Gemeinden abführt. Das sichert im Bibelgürtel mannigfaltig die weitere Verbreitung. Welche Vorgaben sich die Unternehmerfamilie bezüglich ihres Rohstoffs namens Huhn gibt, wird nicht überliefert.

Bevor wir nun darin ein weiteres Fanal sehen, das dafür spricht, alles Religiöse zu verdammen, muss einfach angemerkt werden, dass jede Art von gutmeinenden arbeitnehmer- und konsumentenfreundlichen Maximen, jedes Prinzip der Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext immer dann überzeugend bleiben kann, wenn es nicht an die grosse Glocke gehängt werden muss – und dennoch, wann immer es publik oder einfach zum Thema gemacht wird, objektiv nachvollziehbar ist. Es ist dann auch nicht so peinlich, wenn diese Prinzipien an einer Stelle im eigenen Apparat einem Leck zum Opfer fallen.

Mir wird immer schleierhaft bleiben, warum sich religiöse Überzeugung nicht darauf beschränken kann, etwas vorzuleben – und anderen das gleiche Recht einzuräumen.

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Quelle: ftd.de: Chick-Fill-A grillt Hühner mit Gottes Segen
via mycomfor.com