Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ein Tag voller Fügungen

∞  19 April 2011, 06:50

Wenn ein scheinbar zufälliger Anruf dem nächsten folgt, und alle mithelfen, dass sich Probleme auflösen im Nichts, dann wird der Zufall zur Fügung – spätestens dann, wenn die neue Kraft gleich weiter gereicht werden darf.


Was für ein Tag war das gestern! Manchmal scheint es in unser aller Leben so, als würde jemand die Führung übernehmen, und zwar mit ordnender und vorausschauender Hand:

Da zaudere ich und verpasse es, die Dinge in die richtigen Bahnen zu lenken, die doch mit meinen Freuden am Tennis den Sommer hindurch zu tun haben. Stattdessen schaue ich rückwärts und denke mir immer, ich wäre noch nicht so weit, wie ich körperlich gerne wäre. Was für ein Blödsinn das doch ist. Mir kann doch beim Sport nichts Schlimmeres geschehen, als dass ich früher müde werde als auch schon. Aber ich bewege mich doch gern und geniesse den Kontakt mit den Kameraden.

So habe ich den Beginn der Tennissaison verdaddelt und mögliche Termine sausen lassen – und bessere Spieler auf später vertröstet, “wenn ich dann fitter sein werde”. Und was ist dann geschehen? Einen einzigen Vorstoss aus meinem Schneckenhaus habe ich doch gewagt, und dann bin ich fast nicht mehr vom Telefon los gekommen. Plötzlich bekommen die nächsten Wochen wie von Geisterhand geführt Struktur, kristallisieren sich Schwerpunkte in Arbeit, Beziehungspflege und Freizeit heraus, und vor allem: Vorfreude stellt sich ein. Jetzt kann ich mich auf den Tennisplatz denken, in die Bewegung, ins Erleben und ICH WILL ES GENIESSEN.

Und dann, als sich alles so gefügt hatte, läutete es noch einmal. Am anderen Ende ein Freund, den ich lange, sehr lange nicht mehr gesehen habe. Aber ich kenne das ja mit dem Schneckenhaus.
Er möchte reden. Jetzt, heute abend. Und ich steige gerne ins Auto und fahre los. Ich bin völlig frei im Kopf und bringe ein offenes Herz mit. Wir spazieren in die Dämmerung, treten aus der Nacht ins Haus, trinken Tee, reden. Vieles ist traurig, manches unbestimmt, kann ersorgt, aber auch mit guter Hoffnung erwartet werden.

Keinem von uns ist heute die Decke auf den Kopf gefallen. Wir haben uns auf einander zubewegt, weil er den Mut hatte, zu sagen, ich könnte ihm helfen. Er hat mir zugetraut, sein Schweigen zu “verzeihen”, und ich bin ihm dankbar dafür. Und ich staune über die Fügung dieses Tages: Sie hat ganz offensichtlich dazu geführt, dass ich nicht nur meine Vorfreude auf mein Sommerleben fand – ich durfte es auch gleich mit freiem Herzen zu einer Seele tragen, der ich sehr viel Wärme und Geborgenheit wünsche. Tag für Tag.