Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ein paar Gedanken zur Verbindlichkeit

∞  18 Dezember 2007, 18:58

Bin soeben im Bücherregal über ein kleines Büchlein gestolpert.
Ich liebe die Feinheiten der Sprache, und was sie manchmal zu offenbaren vermögen – auch wenn es erst beim dritten, vierten Mal hinsehen der Fall ist – oder längst nachdem ich das Büchlein gelesen habe.

Eines, das ich immer mal wieder zur Hand nehme, nie aber von vorn bis hinten lese, sondern mich meist von der Zufälligkeit überraschen lasse, sind die Regeln des heiligen Benedikt.
Nun will ich gleich Entwarnung geben, denn ich spiele nicht mit dem Gedanken, ins Kloster zu gehen.

Ein solches Buch über die Lebensregeln einer Klostergemeinschaft, eine Art Hausordnung für den inneren und äusseren Hauskehr, gibt aber einen Einblick in die Verbindlichkeit eines Klosters, die fern aller Romantisierung und Verklärung schlicht Respekt abnötigt – und auch ein bisschen nachdenklich macht, wenn man sich die eigene Willfährigkeit gegenüber so mancher Nachlässigkeit vor Augen hält.

Und jetzt kommt es: Das Büchlein heisst:
Die Regel des heiligen Benedikt.
Und nicht „Die Regeln“.

Ein deutlicheres und feineres Zeichen dafür, dass das Regelwerk als Einheit und ein Ganzes zu verstehen ist, gibt es nicht. Trotz 73 Artikeln kommt allem die gleiche Bedeutung zu, jedem Gewichten und Bevorzugen wird die Grundlage entzogen, es gibt vor der eigenen Prüfung kein Taktieren und Gewichten.

Wer laviert, schlingert. Wer verbindlich sein will, wird oft scheitern. Aber wachsen.

Die Regel des heiligen Benedikt
Beuroner Kunstverlag, 4. Auflage, Beuron 1990
ISBN 3-87071-060-8