Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ein Operettenleben?

∞  25 Dezember 2011, 09:00

Mag ich Operetten? Ich vermeide es, hinhören zu müssen. Mag ich Volksschauspielerei? Wenn schon, dann bitte mit Lokalkolorit, also mit Schweizer Gschmäckle, man möge mir verzeihen. Konsumiere ich Main-Stream-TV-Unterhaltung für ältere Semester? Eher nicht. Da muss ich schon zu müde sein, was anderes vermeintlich Gescheiteres mit meiner Zeit anfangen zu wollen.

Aber ich mochte Johannes Jopi Heesters.

Und ich frage mich, woran es lag. Seine Lebensfreude, heisst es gemeinhin. Ja, Heesters verkörperte eine Haltung. Er verdiente Respekt. Manchmal fragte mich ein eigener Gedanke ketzerisch, wie anstrengend es wohl sein könne, ständig den Hans Dampf Glücklich geben zu müssen? Bestimmt war ihm nicht immer nach dem, was er spielte, und vielleicht hat er manchmal den Zwang verflucht, den geben zu wollen, den alle liebten. 108 Jahre alt zu werden, und das auch noch so öffentlich, kann doch gar nicht so ein Schleck gewesen sein, wie er uns versicherte. Aber dieses Spiel hatte auch eine Überzeugung, genährt von einem grossen Willen, den Menschen zu geben, was sie sich wünschten: Die Ahnung von Glück, Zufriedenheit – und eine Prise Ansteckung von dieser Freude, die das Leben bejaht – und dankbar ist für das Gegebene, es gleichsam noch ein bisschen schmückend, dass es Glorie bekommt und das Sörglein an seiner Seite weg zu wischen vermag. Und so ist das Glück, das er malte und darstellte, auch immer wieder zu ihm gekommen und bei ihm geblieben. Als Applaus. Unser aller Jopi.

Nun ist er gestorben. Kurz nach seinem 108. Geburtstag. An Heiligabend. Wenn schon, denn schon. Ich setze mir einen Zylinder auf, damit ich ihn ein erstes und letztes Mal vor Ihnen ziehen kann, Herr Heesters.