Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ein Leser aus Fleisch und Blut

∞  31 August 2011, 22:06

Es ist immer wieder schön, wenn jemand sagt: “Ich habe bei Dir gelesen.”


Wegen dir bin ich während meiner Grippe nicht zum Schlafen gekommen.

Ich schaue, natürlich, erstaunt. Es stellt sich heraus, dass der Kollege sich mein Blog “mal vorgenommen” hat. Und – er ist ein höflicher Mensch – versichert, dass er dabei die Zeit vergessen hat. Mir schiesst dabei zwar spontan durch den Kopf, dass das wohl daran liegen könnte, dass es gar nicht so leicht ist, sich in einem chronologisch angeordneten tagebuchähnlichen Gedankenkasten zurecht zu finden. Und dass es Viele gibt, die gar nie auf die Idee kommen, mal die Themenauswahl rechts zu durchforsten. Oder in der Suche Stichworte einzugeben… Ich denke also, nicht ganz untypisch, erst mal an die funktionalen Schwierigkeiten, die so eine Entdeckungstour bereithalten kann, bevor ich an jene Leserin denke, die sich tatsächlich “von vorn”, was hier dann hinten ist, durchs Archiv gelesen hat.

Aber das sind Reflexe, und das gibt sich: Tatsache ist natürlich auch, dass solche Momente unbezahlbar sind: Es ist die konkrete Erfahrung, dass man gelesen wird. Interessant ist dabei, dass es gar nicht unbedingt zu Gesprächen über Inhalte kommt. Es wird vielleicht nach der Arbeitstechnik gefragt, dem Aufwand, der Grundmotivation, und ich fühle Grundstimmungen heraus. Es ist schön, wenn man erfahren darf, dass jemand bei einem liest, den man immer mal wieder in seinem Umfeld antrifft. Ja, es ist schön. Punkt.

Interessant dabei ist auch, dass es keine einzige Freundschaft gibt, die nicht im Internet entstanden ist, bei der mein Blog eine Rolle einnehmen würde, die mich je daran denken liesse, ob X oder Y aktuell bei mir gelesen hat oder nicht? – Es ist mir sehr wichtig, dass dies eine freiwillige, spontane und individuelle Angelegenheit ist. Ich zeige hier einfach einen Teil von mir, erzähle von Ansichten und Empfindungen – und finde dabei meinen Frieden – und Zuleser. Das ist ein Segen.