Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ein grosser Sportsmann tritt ab

∞  31 August 2012, 12:36

Andy Roddick tritt zurück. Das gerade laufende US-Open ist sein letztes Turnier, und die Night-Session diese Nacht (auf Eurosport) gegen den aufstrebenden Bernard Tomic vielleicht sein allerletztes Match. Er ist erst dreissigjährig, aber seine unzähligen Schlachten gegen Roger Federer lassen glauben, Roddick würde schon ewig spielen.

Ich kann mich noch erinnern, wie er mich in Basel mit seinem gewaltigen Aufschlag und seinen auch in der Vorbereitung des Service ein bisschen hektischen Bewegungen erschreckte. Roddick hat während seiner ganzen Karriere damit zu kämpfen gehabt, dass man sein Spiel eher gering schätzte – sein Service bewunderte, dafür über seinen Volley lachte.

Dabei geht vergessen, dass er aus seinen Möglichkeiten wohl sehr viel herausgeholt hat und eines immer mit auf den Platz brachte: Den Respekt für seinen Gegner. Das galt ganz besonders für den Mann, der ihm auch in den besten Jahren immer vor dem ganz grossen Rampenlicht stand: Roger Federer. Wohl kein anderer Spieler hat dem Schweizer so viel Respekt gezollt wie er – und natürlich wurde ihm das auch noch als Schwäche ausgelegt. Aber Roddick war einfach ehrlich, wenn er anmerkte, dass ihm eines nicht zu nehmen sei: Er könne einmal seinen Enkeln erzählen, wie er auf höchstem Niveau gegen den Besten gespielt habe, der je ein Tennisracket in die Hand genommen hat. Und Roddick hat immerhin das Verdienst, einen der epischsten Wimbledon-Finals ever mit gestaltet zu haben: Die Partie, die er mit 14:16 im fünften Satz gegen Federer verlor, wird unvergesslich bleiben und die beiden für immer verbinden.

Hier verlieren sich zwei Kontrahenten auf den Courts aus den Augen, die immer viel Respekt für einander aufbrachten, und die Art, wie das Beide auch immer wieder ausdrückten, zeichnet sie als Menschen aus. Roddick sagt, es gäbe so viel neben dem Platz, das ihn interessieren würde – ihm ist zu gönnen, das er dies alles nun entdecken kann, inmitten einer Welt, der er durch sein Verhalten auf dem Platz und den Umgang mit Siegen und Niederlagen auch immer wieder ein Vorbild war.

Ich wünsche diesem Mann noch viele Siege – und vor allem die Befriedigung, in seinem Wesen erkannt und anerkannt zu werden.

Danke für alles, Andy Roddick.