Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ein Ferienbild

∞  15 April 2014, 19:54

Erst wenn der Alltag wieder Einzug hält, bemerke ich die kleinen Dinge, mit denen ich meine Ferien gefeiert habe. Da ist zum Beispiel die zweite Tasse Kaffee.

Zuhause gibt es sie auch, diese zweite Tasse. Und ich freue mich, wenn sie mir einfällt, weil ich mir damit was Gutes tun kann. Aber ich husche rasch weg und stelle sie dann hin, und weiter ziehen sie, die Gedanken. Irgendwann bemerke ich die Tasse wieder, und dann ist sie womöglich wenigstens halb leer, ganz sicher aber kalt.

In den Ferien ist das ganz anders. In den Ferien zeigt die zweite Tasse: Es ist gefrühstückt, Leute. Die zweite Tasse wird ausgeschenkt, wenn da kein Brötchen mehr zu streichen ist, kein Saft mehr getrunken wird, die Lebensgeister am Tisch angekommen sind und doch zu versprechen scheinen, der Tag könne durchaus endlos dauern – und zwar genau in dieser Stimmung, die nun da ist.

Diese zweite Tasse Kaffee lässt mich die Beine über einander schlagen und die Hände im Schoss falten. Ich hebe mein Kinn an und blicke tatsächlich nach vorn, bis ans Geländer, entdecke die Blumen, und dann lasse ich den Blick weiter schweifen, ohne dass er irgend was aufnehmen müsste. Er muss mir nur beim Atmen helfen, und gut is. Alles ist gut. Für anderes ist einfach kein Platz. Und aus der Tasse duftet es und das sanfte braune Rinnsal, das vom Rand nach unten tropft wird nicht weg gemacht.

Wenn der Kaffee, egal wie viel schlechter er sein mag, als zuhause, besser zu schmecken scheint als jede zweite Tasse, die ich je getrunken habe – dann haben meine Ferien wirklich begonnen.