Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ein bisschen Nabelschau zum Jahresende

∞  31 Dezember 2010, 15:21

Das Jahr klingt aus. Der Tag hat genau so viel Zeit wie derjenige gestern und der von morgen. Und doch machen wir etwas anderes daraus. Der Tag heute soll sooooo lang und besonders werden. Und was gehört dazu? Rückblicke. Irgendwie sind sie unausweichlich wie Jahresbilanzen in einer Firma.

Hier darf das ein bisschen kürzer ausfallen. Eigentlich nehme ich nur eine einzige Beobachtung an dieser Stelle auf:
Dieses Blog ist ins siebte Jahr aufgebrochen. So manches ähnliche Format hat in der Zwischenzeit die Veröffentlichungen wieder eingestellt. Alles hat seine Zeit, und wie es so manchem Tagebuch eigen ist, werden manchmal die Einträge sparsamer – und vielleicht schliessen sich die Klappdeckel eines Tages eben für immer. Mancher Blogger ist wohl mit der Idee angetreten, dass aus seinem Weblog mehr wird als ein Ort subjektiver Aufzeichnungen. Dabei muss das gar nicht sein.

Wir können uns alle noch an die Zeiten erinnern, in denen in Blogs nichts so diskutiert wurde wie das “richtige” Verhalten, das mehr Klicks und Besucher bringen könnte. Doch wer subjektiv sich seine Gedanken und Beobachtungen, womöglich gar seine wahren Empfindungen von der Seele schreiben will, ist schlecht beraten, sich gleichzeitig in “Aufmerksamkeitserhaschungstechniken” zu üben. Funktionieren sie, so schreibt man nach dem Gusto anderer als seiner selbst weiter, hat man keine Resonanz, nimmt man das persönlich und gibt auf.

Nein. Tagebuch und Blog funktionieren nur dann, wenn das Geschriebene erst einmal dem Schreibenden genügt, ihm selbst Antrieb, Disziplingrundlage und Lust am Schreiben bietet und damit etwas wach hält, was der eigenen Kreativität Entwicklungsspielraum bietet.

Es ist für mich ganz wunderbar, dass Sie mich dabei begleiten. Aber auch dann, wenn Sie für viele Monate nicht mehr her finden, so können Sie sicher sein: Dieses Blog und diese Webadresse wird es auch in fünf Jahren noch geben. Auch in zehn. Davon bin ich fest überzeugt. Denn ich schreibe hier für mich selbst. Dass Sie es gerne lesen, wird für mich nie selbstverständlich sein. Es ist mir Wunder, Ansporn und Freude zugleich – aber es ist nie Bedingung. Ich werde hier keine Energie darauf verschwenden, Sie oder irgend eine Zielgruppe zu “binden”. Dazu habe ich gar keine Möglichkeit. Sie kommen und gehen, genau so, wie das Dasein eben seine Schwerpunkte setzt in unser aller Leben, so setzen Sie ihre Bezugspunkte, für die Sie Zeit haben können und wollen – und das ist gut so.

Die Diskussion darüber, wer “wichtig” ist im Web 2.0, die gebe ich als Blogger gerne weiter in die Social Networks: Was früher Blogs am rotieren hielt, befeuert heute Facebook und Konsorten: Wer hat warum wie viele “Freunde” mehr als ich? Die Preise, die dafür in Sachen Web-Verhalten und “Inhalten” zu bezahlen sind, überlasse ich gerne anderen. Blogs gelten da als verstaubt; irgendwie, viel zu träge ist heute, was noch vor wenigen Jahren als absolut trendy galt.
Und irgendwie ist das gut so. Die gute alte Zeitung wird auch überleben. Als Qualitätsblatt. Mit Hintergrund. Muss dieser in einem Newspaper in einer betimmten Form ausgewogen sein, darf ein Blog subjektiven Antrieben eher folgen. Nur eines gilt dabei für jede Art der Publikation für echte Leser:
Der Antrieb zum Geschriebenen muss als echtes Interesse spürbar sein und damit dem ganzen Vorgang Glaubwürdigkeit vermitteln.

Ach ja, ob sich das, was dabei herauskommt, gut liest, ob es unterhält oder informiert, DAS ist tatsächlich ganz allein Ihrem Urteil überlassen. Und darum ist jede Minute, die Sie hier verbringen, für mich auch ein Kompliment, das meinem Ego schmeichelt. Sie sehen also: Der Falle, gefallen zu wollen, entkommt man nie endgültig.

Wenn ich hierher kommen durfte im alten Jahr, hat mich das immer wieder sehr zufrieden gemacht. Oder es hat mich belebt, angefeuert, meine Diskussionsbereitschaft gefördert, mich herausgefordert oder bestätigt. Wenn es Ihnen ähnlich ergangen ist, dann um so besser.
Kommen Sie gut ins Neue Jahr. Lesend und schreibend. Wer nachdenkt, hat auch was zu sagen. Sich selbst, und anderen. Bleiben Sie neugierig auf innere Entdeckungen und gelassen gegenüber äusseren Entwicklungen.

Ein Gutes Neues Jahr wünscht Ihnen

Thinkabout