Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ein bisschen können wir wie Roger Federer sein

∞  7 Juni 2009, 18:13

Wenn ich Roger Federer beim Tennis spielen zusehe, dann glaube ich, beginne ich das Spiel so zu lieben, wie er es offensichtlich tut.

Wahrscheinlich liegt darin das grösste Geheimnis für die Bewunderung, die man ihm nicht nur wegen seiner Rekorde zollt: Dieser Mann scheint alles, was er tut, aus vollstem Herzen zu leben – und zu lieben. Wenn man so viel investiert und dabei so viel zurück bekommt, dann mag es nicht so schwierig sein, auch Emotionen zu zeigen. Dennoch dürfen wir uns alle wohl eine Scheibe von dieser Erkenntnis abschneiden: Gefühl in ein Projekt zu investieren, in eine Arbeit, ist nicht unmännlich, nicht schwach, nicht falsch noch jemals unangebracht, wenn man die Gründe und Menschen respektiert, die einem allenfalls an der Vollendung der eigenen Ziele hindern mögen.

Rückblickend wie voraus blickend ist es doch aber ein Segen, wenn man sagen kann: “Ich hab getan und werde tun, was aus meinem Herzen kommt, was ich mit allen meinen Nervenfasern als das Richtige erkenne und daher verfolgen will.”

Ein Spitzensportler lebst scheinbar wie kein anderer Mensch nach der Maxime, dass nichts im Leben so zählt wie Leistung und Erfolg. Dennoch hat man gerade bei Roger Federer das Gefühl, dass er es einmal leicht schaffen wird, sich seiner Familie und stilleren Projekten zuzuwenden. Er hat nicht nur nie vergessen, wem er was zu verdanken hat – er weiss vielmehr darum, dass der Glamour der Rekorde nichts zählt, wenn die innere Harmonie und Freundschaften daran zugrunde gehen.
Es ist daher wohl kein Zufall, dass ausgerechnet Federer in Interviews nach grossen Siegen vom Glück spricht, “dass sich alles so fügt”. Er schuftet, bringt Leistung, und hat am Schluss dennoch einfach das Gefühl, ein Glückskind zu sein. Nein, DAS ist bei ihm nicht Gefühl. Das ist WISSEN. Darum ist Roger Federer auch ein grosser Mensch, der immer auch die Demut der Dankbarkeit des Siegers kennt.

Er möge der Tennisszene und damit auch gerade vielen jungen Menschen am TV noch lange erhalten bleiben. Mag man heute Vorbildfunktionen bei jeder Gelegenheit abschwächen wollen – Federer macht dies nicht. Er weiss darum und nimmt auch diese Herausforderung an. Immer wieder. Mit jeder ernsthaft bestrittenen Tennis-Stunde mit Kids. Nur so zum Beispiel. Keiner investiert in diese Tätigkeiten rund um ein Turnier so viel bewusste Aufmerksamkeit wie er.

Meine Damen und Herren: Roger Federer. Immer auch und vor allem ein Mensch. Und darin so, wie wir alle sein können. Sein Beispiel ist in dieser Beziehung nicht unerreichbar. Und genau das ist sein grösster Wert.

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Roger Federer: Seit heute Rekord-Grand-Slam-Gewinner mit 14 Titeln in sechs Jahren, siegreich auf allen Belägen, in 20 Grand-Slam-Turnieren hinter einander mindestens im Halbfinale.