Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ein Abend zum Festhalten

∞  10 August 2010, 21:58

Ein lauer Sommerabend. Es dämmert, dann rückt der Himmel näher und der dunkelblaue Horizont schwärzt langsam ein. Wir sitzen noch immer draussen. Die Runde ist am Dienstag immer die gleiche, aber immer wieder ist jemand anders zusätzlich dabei. Wir können uns einfach gut riechen. Es ist Kollgegenschaft im besten Sinn des Wortes.

Abende wie dieser haben eine ganz besondere Qualität: Sie können nicht lange genug dauern. Gleichzeitig liegt eine kleine Wehmut in der Luft: Die Sommerabende dieser Art sind gezählt. Bald werden sich die meisten von uns nicht mehr regelmässig sehen. Auf jeden Fall liebe ich diese Stunden so sehr, dass mir das schon jetzt bewusst ist. Das ist – eben – auch ein gutes Zeichen. Ich geniesse diese Abende. Sie sind ein Geschenk. Und doch kann ich nichts davon festhalten. Auch ich, wir alle, werden immer mehr Gewesene. Und gewesen sind viel schöne Dinge. Sie werden zu Erinnerungen. Natürlich kommt da noch viel Neues. Hoffentlich. Das Schönste aber bleibt ja wohl, dass die Gegenwart dann am Wundervollsten ist, wenn sie uns ewig dauern dürfte. Aber immer wieder müssen wir uns verabschieden. Ich denke an Trennungen. An Verlorenes. An Ferienbekanntschaften, als wir zu Viert wunderbare Weggenossen waren und uns gegenseitig gut getan haben. Manchmal ist man überzeugt: Das lässt sich weiter führen. Dieser Kontakt bleibt bestehen. Und dann geschieht gar nichts. Manchmal in einem selbst, manchmal, ganz offensichtlich, fehlt es an der Energie bei anderen. Manchmal hält sich so was aber auch mal lange Zeit.

Und wie schnell verändern sich die Möglichkeiten? Schon eine kleine Verletzung, oder, noch schlimmer, eine grobe Krankheit nimmt einem plötzlich die Möglichkeit, den geliebten Sport auszuüben. Und schon hockst Du zuhause und könntest ins Sportgerät beissen. Deswegen ist es so toll, wenn dann solche Kollegen trotzdem mal vorbei kommen und sich einen Abend zum Geniessen nehmen wollen. Gut so: Man muss sich zeigen, damit nach einem gegriffen werden kann: “Schön, bist Du da!”
‘Ja verflixt nochmal’, denke ich gleichzeitig, ‘warum habe ich Holzklotz es eigentlich in der langen Zeit nie geschafft, Dich anzurufen oder Dir zu mailen, wie es Dir eigentlich geht?’