Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Eifersucht mit doppeltem Boden

∞  1 September 2014, 20:48

Ich bin der Eifersucht in meinem Leben häufig begegnet – so wollte ich diesen Artikel beginnen, in der vollen Überzeugung, wie zutreffend er ist. Dabei stimmt das nur bedingt. Ja, sie hatte Einfluss auf mein Leben – aber ich war dabei mehr leidender Beobachter und nie derjenige, der sich direkt mit Eifersucht konfrontiert sah – im Gegenteil. Darüber bin ich sehr, sehr glücklich, denn ich weiss, was Eifersucht anrichten kann! Immerhin habe ich dabei auch erfahren, wie sehr die Eifersüchtigen selbst unter ihrer Sucht leiden – ich schreibe das hier ganz bewusst so. Das ging so weit, dass Menschen in fortgeschritenem Alter ganz bewusst auf neue Partnerschaften verzichteteten, weil sie die Erfahrung schon gemacht hatten, dass sie dieses Gefühl einfach nicht in den Griff kriegen konnten.

Diese Schlussfolgerung macht ja dann schon wieder betroffen. Häufiger aber ist ja so was wie das Gegenteil: Der Eifersüchtige legt Massstäbe an, denen er selbst in keiner Weise standhalten könnte – und manchmal, ja manchmal scheinbar gar nicht will.

Es ist hart, wenn man als Partnerin alles in eine Beziehung investiert hat, Eifersuchtsszenen ausgehalten hat, womöglich gar platonische Freundschaften nicht mehr weiter pflegte, weil sie für den Partner ein ständiger Stachel im Herz zu sein schienen – um dann zu erfahren, dass genau dieser Partner seit Jahr und Tag keine Gelegenheit ausliess, fremd zu gehen…

Das für mich Ungeheuerliche an solchen Ansprüchen ist nicht die krankhafte Übertreibung an sich, sondern die darin oft schlummernde Falschheit – wie kann man mit einem solchen Missverhältnis von Verlangen und Geben am Morgen in den Spiegel schauen?