Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Easy Going lernen

∞  20 Juni 2014, 19:02

Gen Süden fahren, Ferien machen – oder zumindest an Orte gehen, die man von Ferien her kennt und genau deswegen kennen gelernt hat. Es ist so eine Krux mit diesem Dolcefarniente – man mag es sich leisten, wenn man drei Wochen in den Ferien da ist. Dann sind die Dinge, die nicht funktionieren, oder nicht sofort, eben relaxter zu nehmen, und man gefällt sich selbst darin, dass man – siehe da: Ferien – das ganz locker nimmt (natürlich nicht ohne dann zuhause erzählen zu können und zu wollen, dass die Franzosen, Italiener und Spanier einfach nicht “so zuverlässig” sind).

Hat ja Grenzen mit dieser Lern- oder zumindest Einlassbereitschaft. Erst recht, wenn man dahin Verbindungen hat, die einem zwingen, geschäftlich vor Ort zu verkehren, Handwerker zu bestellen oder Arbeiten erledigen zu lassen.

Und ja: Auch ich erlebe, dass mal ein Geschäft geschlossen hat, ohne dass man lesen könnte, wann es denn wieder offen hat, oder ich lerne, dass, wenn jemand an die Tür schreibt: Sieben Tage die Woche geöffnet, das für den Sonntagnachmittag noch lange nicht gelten muss. Aber ich erlebe auch, dass die Menschen nicht einfach nur Zeit haben für sich selbst, sondern eben auch für die Chose, die dann für mich geklärt werden muss – der Handwerker kann dann vielleicht vor Ort nicht alles erledigen, wie er es gehofft hat, aber in Stress verfällt er deswegen nicht, und nach Papa und Maman fragen mag er dann doch auch noch. Und so manche dépannage-Hotline grosser Firmen funktioniert dann eher besser denn schlechter als bei uns, und ich werde auch zurückgerufen, wenn es versprochen wurde – und Zusagen, auch nur telefonisch erhalten, sind tatsächlich verbindlich zu nehmen. Am Ende einer sorgenden und besorgenden Woche stelle ich fest: Unter dem Strich lässt es sich in meiner Situation wunderbar auskommen mit den Leuten hier, und wenn mir der Mann im Elektrofachgeschäft sagt, er hätte zwar meine Telefonstecker nicht vorrätig, könne sie aber für Dienstag bestellen, dann mag ich ihm den Auftrag geben – und er kennt offensichtlich meine Schweizer Gründlichkeit und kann Gedanken lesen, denn er stellt dann noch fest:

Und wenn Sie dann das Problem bis Dienstag mit jemandem anderen gelöst haben, ist das nicht weiter schlimm – ich muss die Dinger sowieso nachbestellen.

Nett, aber ich werde vorbei gehen und sie bei ihm kaufen. Obwohl ich jetzt weiss, dass ich besser bis ein Uhr bei ihm im Laden bin, weil er am Nachmittag “selten geöffnet hat”.