Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Dieses fiese Gefühl

∞  3 Juni 2014, 19:04

istockphoto.com/matthiashaas

Sport ist mir sehr wichtig. Ich habe als Junge leidenschaftlich gerne Fussball gespielt, obwohl ich oft mit keuchendem Atem zu kämpfen hatte. Asthma als Ursache wurde allerdings erst spät festgestellt, trotz chronischer Bronchitis mit Kuraufenthalt in den winterlichen Schweizer Bergen – woran ich aus verschiedenen Gründen keine klare Erinnerung mehr habe, was auch besser so ist.

Ähnlich gehe ich auch mit meinem Asthma um. Ich mache es nicht zum grossen Thema, und bisher war es so, dass ich mit Medikation auch “problemlos” Sport treiben konnte. Ich habe einfach nicht das gleiche Rendement wie andere, aber ich habe gelernt, mit meinen Kräften zu haushalten. Interessant ist auch, dass die Krankheit dazu geführt hat, dass ich zwar nach wie vor den Wettkampf liebe, der Ehrgeiz aber seinen geordneten Platz bekommt – und daraus bricht er dann auch kaum mal aus.

Tennis ist zu meinem bevorzugten Ausgleichssport geworden. Ich liebe diesen Sport, die Kombination von Ballgefühl, Geschicklichkeit, Spielintelligenz, Technik, Koordination und körperlicher Beanspruchung. Und ich gönne mir nun auch Trainerstunden – nach zwanzig Jahren Selbststudium, die natürlich verheerende Auswirkungen hatten – die mein Lehrer aber stoisch erträgt. Es macht Spass. Meistens.
Doch manchmal ist es wie heute, und die Pumpe macht mir einen Strich durch die Rechnung. Das Problem an Asthma, auch vorbeugend mit Medikamenten bekämpft, ist, dass ich kaum im voraus weiss, wie ich heute drauf sein werde. Im Extremfall werde ich immer kurzatmiger, bis die Pumpe das Blut in den Extremitäten nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgt: Zur Schnappatmung kommt dann das Gefühl hinzu, Beine zu haben, die eben einen Marathon gelaufen sind – sie scheinen plötzlich keine Muskelfasern für die Schnellkraft mehr zu haben.

Asthma kann sich auswachsen, kann aber auch schlimmer werden und im Alter sich verändern. Ich verdränge das gern, denn vor einem generell kurzatmigen Lebensabend habe ich Angst. Die Anschauung, wie sich das lebt, habe ich noch gegenwärtig. Was also tun? Ich muss mir sicher bewusster machen, dass ich das Problem tatsächlich habe. Und ich muss versuchen, mein Spiel so zu gestalten, dass ich damit ein wenig improvisieren kann. Und vor allem muss ich gelassen damit umgehen, wenn der Körper nicht will wie ich. Und es um so mehr geniessen, wenn er rund läuft – ich kann Ihnen, wenn Sie solche Probleme nicht kennen, gar nicht genügend einschärfen, die Möglichkeiten Ihres Körpers täglich zu geniessen und ihm Sorge zu tragen!

Vor allem aber darf ich eines: Weiter Sport treiben. Es wäre verheerend, das einzustellen und nur noch frustriert in der Ecke zu sitzen. Ich muss einfach die Kombination von Reife und Krankheit so austarieren, dass mir der Sport Freude macht, ich mit ihm aber keine Defizite kompensieren muss, wenn ich Grenzen für mich sehe.