Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Wahrheiten sind einfach

∞  31 Mai 2010, 16:55

Dass ich etwas begriffen habe, glaube ich mir selbst, wenn ich es in einfachen Worten erklären kann.



Alle wirklich tiefen Wahrheiten kommen im Grunde in einfachen Worten daher. Aphorismen sind ja auch nicht deshalb beliebt, weil sie furchtbar gescheit wahnsinnig Kompliziertes formulieren würden. Sondern weil sie eine präzise Beobachtung mit prägnanten Worten beschreiben, so dass wir sagen: “Genau so ist es.”
Wenn aber das Leben an sich nur in der Beziehung kompliziert ist, dass wir es so furchtbar schwer haben, die Dinge einfach zu halten, dann bedeutet das auch, dass unser Denken mehr ein Beobachten sein sollte: So wie die Dinge laufen, so geschehen sie um uns herum – und in unserem eigenen Leben. Kompliziert wird es durch unsere Wünsche, Erwartungen, Eitelkeiten. Alle Problematik ist sehr oft eine Überinterpretation, ein Ausmalen, Überbewerten. Uns allen geschehen Dinge, die morgen schon weniger Gewicht haben. “Morgen ist auch wieder ein Tag”: Das ist ein Gemeinplatz, der furchtbar banal und schal daher kommen kann, wenn ich im Sumpf stecke. Aber falsch ist er deswegen nicht. Interessant ist dann eben wohl in jedem Fall die Frage, warum mich der banale Satz denn gerade so sehr ärgert? Dann kann ich beginnen, das wegzuräumen, was ich mir selbst in den Weg gestellt habe.


Nachtrag 17h04:
Wie oft sagen wir zudem: “Ich weiss”, wenn uns jemand einen Rat erteilt? Wir glauben auch, “es” zu wissen, es gecheckt und begriffen und verinnerlicht zu haben. Aber wie lange ist eine Erkenntnis nur eine Ahnung, weil die Gewohnheit uns noch immer ins Loch treten lässt, das wir doch umgehen wollten? Es ist schwierig, ausgetretene Pfade zu verlassen und, z.B., sein Selbstbild zu korrigieren. Wenn es gelingt, ist es fortan einfach – das Neue wird das Richtige. Es ist der Moment, in dem ich zum ersten Mal in einer bekannten Situation intuitiv neu reagiere. Das geht nur, wenn ich die Erkenntnis, das Neue, in einfache Bilder für mich selbst und meinen Geist übersetzt habe und entsprechend abspeichern konnte. Wenn ich dann die konkrete Erfahrung mache, dass das neue Wissen angewandt, wahr und gut ist, dann erst ist es “drin” in mir.

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