Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die wahre Mühsal ist unsere Einstellung

∞  27 Dezember 2011, 17:00

Gewiss ist es fast noch wichtiger, wie der Mensch sein Schicksal nimmt, als wie sein Schicksal ist.

Alexander von Humboldt


Die Herausforderung für alle Lebenslagen – und sie ist für die einen nur vermeintlich leichter zu meistern als für andere.


Ich nehme mir Alexander Humboldts Gedanken gerne zu Herzen. Diese Sichtweise von jemandem zu “verlangen”, der vom Schicksal wirklich eine schwere Last aufgebürdet bekommt, ist wohl anmassend – obwohl mir jeder Betroffene wohl versichern wird: Genau so ist es:
Die Lebenskunst wird mehr von den inneren als von den äusseren Umständen bestimmt…

Ich muss allerdings gar nicht an schlimme Schicksalsschläge denken. Ich kann bei meinem eigenen ganz normalen Leben bleiben und an die vielen Momente denken, in denen ich unzufrieden bin und mit irgend einem Umstand hadere. Wenn ich ganz ehrlich bin, so liegt darin meistens ein Hadern mit mir selbst. Der Tag ist grau. Okay. Hat er graue Wolken, ist das eine Sache, Dass mich das am Lachen hinden würde, last sich wissenschaftlich nicht erhärten. Sie liefern mir höchstens einen Vorwand, die schlechte Laune auszuleben – ohne Gewinn für niemanden.

Wie würde es sich doch leben lassen, wenn wir in allem, was wir für eine einzige Woche vor uns haben, für – Die Verhandlung für einen neuen Verkaufsabschluss – Die Sitzung – Den Pendenzenberg auf dem Schreibtisch – Den Haushaltmarathon – Die Verabredung – Das Tennismatch – Den Wunsch nach freier Zeit – Den Wunsch nach Arbeit
unser Herz nicht an einen bestimmten Ausgang hängen würden, sondern in dieser ganz normalen Woche die immer neue Herausforderung darin sehen könnten, mit dem, was kommt, umgehen zu können, es akzeptieren, annehmen und daraus lernen.
Wir lebten viel weniger im “wenn, dann”, als im Jetzt, wir könnten neugierig sein auf Vieles, statt ängstlich vor so Vielem. Wir würden uns viel weniger von Bedingungen abhängig machen, unter denen wir uns vorstellen könnten, glücklich zu werden. Wir würden stattdessen leben und sehen, wie Vieles sich doch auflöst, so wie es gekommen ist – und wie viel Positives sich festhalten lässt – und sei es nur als Dankeschön, dass es geschehen durfte.

Unser aller Leben hat viele schöne Momente. Wenn wir meinen, diese wären eben viel kleiner als bei anderen Menschen, so vergessen wir auch da zu fragen, ob diese anderen Menschen denn das Glück, das wir bei ihnen vermuten, auch wirklich empfinden?

Schwermut, zum Beispiel, macht nicht vor goldenen Türknäufen halt, Liebe kann längst nicht von allen angenommen werden, Reichtum kann eine Last sein, wenn man in der ständigen Angst lebt, ihn verlieren zu können, Erfolg will immer wieder neu bestätigt werden, Ruhm ist vergänglich, doch dann ist man oft seinem früheren Umfeld entfremdet.

Es gibt in allen leichten wie schweren Lebenssituationen immer diese eine grosse Aufgabe: Wie kann ich mit ihnen umgehen?

Warum fragen wir, ob jemand mehr von etwas hat? Wir sollten fragen, wer warum was leichter annimmt? Oder: Wer warum weniger braucht? Ein solcher Vergleich kann jedem Einzelnen Ansporn, Vorbild, Inspiration sein. Denn diese Herausforderung stellt sich, wie gesagt, uns allen, Tag für Tag.