Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Seele der Gruppe

∞  16 September 2014, 21:55

Ich habe einen guten Freund, von dem ich mir viel abschauen kann. Er hat immer ein Auge für die Gruppe, er verkriecht sich nicht, wenn er findet, etwas läuft nicht richtig. Hat man bei ihm einen Stein im Brett, ist der nicht so leicht zu entfernen. Er übernimmt Verantwortung und ist ein guter Redner. Was er für seine Freunde als Gruppe leistet, ist phänomenal. Und die Gruppe dankt es ihm. Und meistens kann er das auch bemerken. Alle wissen: Er hält uns zusammen. Natürlich redet er nicht nur gut, er macht es auch gern. Er liebt die Herausforderung, einen Tisch in einem gemeinsamen Geist zusammen zu führen und das anschliessende Prost von funkelnden Augen begleitet zu sehen.

Und er ist nicht nur rhetorisch bewandert, er ist auch ehrlich, spricht Dinge an, die ihn jucken. Er ist immer für das grosse Ganze unterwegs, getrieben auch von Überzeugungen, was gut und richtig ist. Aber er hat immer den Menschen im Blick – mit einer klaren Vorstellung, wie wir miteinander umgehen sollten. Und so beredt wie er ist, so bescheiden kann er sein, wenn es darum geht, seine Überzeugungen in erster Linie selbst zu leben. Da genügt ihm der Mikrokosmos der eigenen Ehe, Familie und der engsten Freunde durchaus. Er lebt das, was er be-spricht. Ich kenne keinen zweiten Mann seiner Generation, der so bedingungslos und begeistert von der Liebe zu seiner Frau erzählen – und sie auch zeigen kann.

Dieser Freund möchte kürzer treten, möchte Aufgaben, die er wie selbstverständlich immer übernommen hat, abgeben. Und im Grunde gerne auch mal die eigentliche Chefrolle, die ihm die Gruppe im Sportclub gerne überlässt, in jüngere Hände legen. Doch seine Kollegen lassen ihn nicht. Er ist doch in seinem Element und tut mit seinem Engagement allen so gut – und wem läge die Gruppe mehr am Herzen als ihm selbst?

Es wird der Moment kommen, wo es ihm zuviel wird – und ich hoffe, die Reflexe der Gruppe werden dann andere sein – und es wird Vieles auf ihn zurück fallen, hoffentlich, was er verschenkt und gegeben hat. Dann wird er am Tisch sitzen, weiterhin eloquent debattieren, aber sich nicht mehr Gedanken darüber machen müssen, ob alle dabei sind, keiner untergeht. Er wird es noch immer tun, aber hoffentlich nicht länger mit Verantwortung. Und einfach geniessen können. Ich hoffe, die Gruppe und seine Freunde in ihr werden die Zeichen nicht überhören wollen, wenn sie mal stark genug sind.

Was er säte, wird dann weiter leben, und ich fände es sehr schön, wenn er das entsprechend auch noch geniessen könnte. Es wäre ihm wirklich zu gönnen!