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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Schweizer Granit, Xherdan, Innocent, Admir und und und…

∞  21 Juni 2011, 17:41

Und schon wieder ist Sport das Thema, aber nicht im engen Sinn: Die Schweizer U21-Fussballnationalmannschaft liefert für die Vielvölkergemeinschaft der Schweiz einen aktuellen Identifikationsbeitrag.


Der Anteil der Ausländer mit definitiver Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz beträgt 21%. In manchen Städten liegt dieser Wert über 30%. Immer wieder sind die damit verbundenen Probleme Grund für Stammtisch- und politische Diskussionen. Nachdem vor zwei Jahren die U17-Fussball-Nationalmannschaft mit vielen Spielern mit Migrationshintergrund Weltmeister wurde, liefert nun die aktuelle U21-Nationalmannschaft ein neues Sommermärchen light, nach Schweizer Zuschnitt ein bisschen kleiner, als im grossen Deutschland, aber es gibt fast keine Gesprächsrunde in Sportvereinen, in denen die älteste Juniorenmannschaft nicht Thema wäre:

Die 23 Spieler der Mannschaft haben ihre Wurzeln in elf verschiedenen Ländern. Doch sie finden sich als längst in der Schweiz wohnhafte, hier geschulte und fussballerisch ausgebildete junge Menschen mit einem gemeinsamen Ziel zu einer echten Mannschaft – und sie leben uns oft zögerlich agierenden und kleinmütig wirkenden “Ur-Schweizern” ein Beispiel, wie man mit gesundem Selbstbewusstsein seine Ziele verfolgen und sie auch erreichen kann.
Europameister wollen sie werden, sagen sie. Und bis in den Halbfinal haben sie es schon mal geschafft – auf äusserst überzeugende Weise. 6:0 Tore, 9:0 Punkte. Und mit Xherdan Shaqiri haben sie einen Spieler in ihren Reihen, der längst auch schon in der A-Nationalmannschaft eine feste Grösse ist. Dahin wollen sie alle, die jungen Männer mit Namen wie Innocent Emeghara, Granit Xhaka oder Admir Mehmedi, und die Liste könnte beliebig verlängert werden. Die Nationalmannschaft ist ihnen durchaus Identifikation, der Ort, wo sie ihr Talent in einem gemeinsamen Projekt einbringen können. Und sie sind mächtig stolz auf die Beachtung, die das Turnier in der Heimat findet. Kurz: Sie unterscheiden sich in eigentlich nichts von ihren Kollegen Fabian Frei, Fabian Lustenberger oder Yan Sommer. Die Gruppe ist in ihrer Vielfältigkeit ein tatsächliches Abbild der Schweiz – und im Resultat kann dies wohl kaum jemandem NICHT gefallen. Erfolg ist ein schönes Kleid, ich weiss. Aber es geht dabei auch noch um mehr:

Wir kriegen praktisch auf die Nase gebunden, wie sich Spontanität, Frechheit, Improvisation und Mut zum Ungewöhnlichen lohnen können: Noch kaum je zuvor haben wir ein Team “besessen”, das so kreativ und mutig nach vorn gespielt hat. Und umgekehrt lernen die Jungs in einem national einheitlichen Konzept des Verbandes Taktik und Leitsätze einer Spielausrichtung, welche die nötige Disziplin lehrt, von Loyalität spricht, von Solidarität, usw.

Es ist wirklich ein wunderbares Beispiel einer Schweizer Vielfalt, die sich auf ein gemeinsames Ziel fokussiert zum Vorteil aller Beteiligten auswirken kann. Und dazu gehört der Respekt vor der Persönlichkeit jedes Einzelnen – und eine entsprechende Leistungsbereitschaft aller Beteiligten.
Hier kriegen wir vorgeführt, was eben nicht nur für Schweizer oder Mitteleuropäer, sondern für alle Menschen gilt: Wer respektiert wird, wer einheitlich gemessen und gefördert wird, der freut sich, Leistung zu bringen und Anerkennung zu bekommen. Und er fühlt sich da wohl, wo er dies spürt – und zahlt es mit seinem Beitrag zurück.

Wenn Integration gelingt, dann ist es verflixt nochmal einfach genial, in einem Land zu leben, in dem so viele Menschen etwas zum Zusammenleben beitragen.