Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Politik, die wir verdienen

∞  29 Januar 2011, 21:11

Das Themenranking der Schweizer Bevölkerung – Die Basis dessen, was wir an Problemlösungen von der Politik tatsächlich erwarten können. Wobei ein Thema, das Wahlkampfsiege verspricht, nicht unbedingt ein real so grosses Problem sein muss, wie es medial aufbereitet wird. Oder?



Das Schweizer Fernsehen hat das aktuelle Wahlbarometer veröffentlicht. In neun Monaten sind Wahlen, und wie das Schweizer Fernsehen berichtet, ist der Wahlkampf schon in vollem Gange. Ob das stimmt, weiss ich nicht – ich spüre nicht viel davon, aber ich glaube dem Schweizer Fernsehen gerne, dass es die Aktualität erspürt – oder eben schafft. Den Voraussagen mag ich nicht so viel Glauben schenken, das Berner Institut gfs mit Claude Longchamp hat da ja schon bös daneben gegriffen.

Es ist ja noch lange hin, und die Aufregung wird sich in Grenzen halten – mal abgesehen von jenen, die tatsächlich schon Wahlkampf machen, und denen solche Erhebungen natürlich Auftrieb geben – oder aber eben einen Schrecken einjagen.

Nun werden wir wohl auch dieses Jahr die Regierung bzw. das Parlament kriegen, das wir verdienen. Das ist so ziemlich die einzige Maxime, die sich für eine wirklich funktionierende Demokratie (faires Wahlprozedere, freie Presse usw.) tatsächlich aufstellen lässt, und so interessiert es mich hier denn auch in erster Linie, welche Themen denn Herrn und Frau Schweizer am meisten umtreiben. Das gfs hat folgende Rangliste ermittelt:

Die dringendsten Probleme der Wähler sind:

[«Welches ist Ihrer Meinung nach das dringendste Problem, das die schweizerische Politik heute lösen soll?”]

1. Migration, Ausländer, Integration, Asyl
2. Krankenkassen und Gesundheitswesen
3. Arbeitslosigkeit
4. AHV, soziale Sicherheit, Rentenalter, BVG, neue Armut
5. EU und Europa
6. Umwelt (Klima)
7. Reformen Bund
8. Steuern und Finanzen
9. Schulen, Bildung, Forschung
10. (Un)Sicherheit, Gewalt, Kriminalität
11. Wirtschaftsentwicklung, Konjunktur, Rezession, Inflation
12. Familie
13. Löhne, Lohnunterschiede
(weiss nicht/keine Antwort)

Zur Quelle: tagesschau.sf.tv

Diese Liste hält immer wieder Ernüchterungspotential für uns alle bereit, lässt sich doch daran ablesen, dass wir

1.

zwar die fehlende langfristige Perspektive bei den Mächtigen vermissen, wir aber Umweltfragen nur auf Platz 6 ansiedeln.

2.

seit Jahr und Tag mit mehr als 20% Ausländern im Land gut zurecht kommen, uns aber wohl ständig über Gebühr Angst vor dem Fremden einjagen lassen (während ein guter Teil dieser Fremden gerade unverzichtbar ist, dass unser Karren läuft, und zwar geschmiert). Auch in diesem Blog sind Migrationsfragen immer wieder ein Thema, weil gegen falsche Angst genau so angeschrieben werden soll wie gegen eine soziale und ethnische Sektionenbildung ohne tragende gemeinsame Gewichtungen unter den Ethnien.
Bleibt

3.

festzuhalten, dass die Frage, wer das alles wie zu bezahlen hat, steht mit Steuern und Finanzen erst auf Rang 8. Es stimmt also: Die Steuern, die wir zu viel oder zu wenig bezahlen, treiben die Nachbarn deutlich mehr um als uns selbst. So darf das auch bleiben, finde ich.

Wir hätten doch weiss Gott nach wie vor sehr viel Grund, die Dinge entspannt und damit fundiert und grundlegend anzugehen. Und zum Beispiel dafür zu sorgen, dass es dafür auch langfristig Top-Bildungsangebote für alle gibt, die das auch nutzen wollen. Und nutzen können sollen.
Womit wir wieder bei kurz- und langfristigen Zielen sind, entsprechendem Denken und damit nicht weit von der Erkenntnis, dass das schöne Moedewort “Nachhaltigkeit” in allen Bereichen vor allem dann gern gebraucht wird, wenn das kurzfristig Erfolg verspricht.

Kunststück, ist nicht nur bei uns vieles kaputt, auch wenn der Karren geschmiert läuft. Womit ich mich auch wieder in die Reihe stelle mit allen anderen: Klagen auf hohem Niveau, irgendwie. Wer das alles eventuell ganz anders sehen könnte, ist Mutter Erde. Aber wer weiss das schon? Fühlen dürften es allerdings Viele. Wenigstens das.