Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Die Partei und ihr Gutachten

∞  4 November 2012, 12:32

Kaum eine politische Aussage, die von politischen Parteien oder Verbänden oder Interessenvertreter gemacht wird, wird nicht gleichzeitig von Studien oder Gutachtern unterstützt. Sagen Sie mir Ihre Meinung, und ich nenne Ihnen Ihren Gutachter?

Ich habe mich schon oft gefragt, was im Hintergrund geschieht, wenn es heisst:

nach einem von der Partei X (oder dem Verband Y) in Auftrag gegebenen Gutachten

istockphoto.com/koun

Manchmal frage ich mich: Was macht wohl die Interessenpartei, wenn das Gutachten nicht das gewünschte Ergebnis liefert? Verrotten in den Schubladen der politischen Parteien hunderte von Gutachten mit unerwünschtem Ergebnis? Wohl kaum. Was mich zur Frage bringt, was denn stärker wiegt bei Arbeitsanfang – und an dessen Ende: Das Gutachten, die Studie und deren Prinzipien einer objektiven Erhebungsgrundlage, oder die Interessenlage, nach der Gutachter wie Auftraggeber die fest zu stellenden “objektiven” Fakten filtern?

Im Grunde werden Fachleute, Spezialisten als Gutachter doch unter der Prämisse eingesetzt, dass diese eine divergierende Interessenlage objektiv beurteilen können und damit Entscheidungsgrundlagen für Recht und Unrecht liefern. Diese Fiktion bemüht auf jeden Fall jeder, der mit einem solchen Gutachten für seine Sache streitet. Die Tatsache allein, dass jede Partei ihren Gutachter findet, lässt damit Richter wie Bürger mit dem Dilemma allein, den “Wert” eines Gutachters genau so beurteilen zu müssen wie die parteiliche Aussage des Interessenvertreters.

Und je grösser die Gutachterindustrie wird, um so wertloser wird im Grunde die einzelne Studie (obwohl damit immer mehr Geld verdient werden dürfte).

Können wir es uns umgekehrt leisten, jede Studie vorab in den Wind zu schiessen, nur weil wir, wie zum Beispiel bei Banken, mit Fug und Recht vermuten können, dass die Bank analysiert und empfiehlt, was ihrer Geschäftsgrundlage entspricht?
Nein, können wir nicht und tun wir nicht. Wir sind – auch als Anleger oder Altersvorsorger – immer auf “Information” aus solchen Quellen angewiesen. Am Schluss bleibt für den immer vorhandenen Bereich, in dem wir Fremdwissen beanspruchen müssen, nur eines übrig: Vertrauen. Wenn nicht in eine Institution, dann in eine Person.